Friels neues Stück (in London mit einem souveränen Tom Courtenay, aber nicht minder souveränen Derbhle Crotty zu sehen) reiht sich nahtlos in seine ruhigen, etwas schwermütigen Abgesänge an Zeit und Leben ein.

Wir schreiben das Jahr 1878; der verwitwete Christopher Gore lebt mit seinem Sohn David und der Haushälterin Margarete in The Lodge in Ballybeg. Im Verlauf des Stücks müssen sich die Personen nicht nur ihren persönlichen Verwicklungen und Sehnsüchten stellen, sie müssen auch erkennen, dass es mit der politischen Ruhe und dem generellen Wohlverhalten vorbei ist. Christophers englischer Cousin, Dr Richard Gore, ist gekommen um allerlei Schädelvermessungen durchzuführen (wie später auf den Aran Isles getätigt). Sein kaltschnäuziges und herablassendes Gehabe wird von der Dorfbevölkerung mit Empörung aufgenommen und Christopher wird gezwungen, seinen Cousin zu verabschieden.

Was wie ein persönliches (Miss)Geschick aussieht, gewinnt natürlich am Vorabend der sog. "Home Rule" politisches Gewicht. Dass englischer Unverstand (Dr Gore kennt nicht einmal Thomas Moore, dessen Lieder als Tribut an "das Irische" das Stück durchziehen) und irische Hartnäckigkeit unversöhnlich sind, zeigt sich in allerlei kleinen Konfrontationen. Und dass Friel, ein Meister, der leisen, aber dadurch unvermindert eindringlichen Stimme, eine glückliche Hand fürs irische Pastiche hat, wissen wir seit "Dancing at Lughnasa" sowieso. Für fortgeschrittenen Kenner der irischen Seele, Landschaft, Geschichte bestimmt eine Bereicherung!