The Harder They Come

Autor BOYLE, T. C.

Verlag London: Bloomsbury 2015

So viele Vorschusslorbeeren – da ist es schwierig, die hohen Leseerwartungen zu erfüllen.

Gleich vorweg – meine wurden nicht erfüllt. Ja, es war ein interessantes Buch, keine Frage, es ist ausgezeichnet geschrieben, aber der Einblick in die amerikanische Seele lässt mich mit keinem großen Aha-Erlebnis zurück, sondern bestätigt mich eher in der Annahme: Mit diesem Land stimmt grundsätzlich etwas nicht.
Die drei Schicksale, die uns vorgeführt werden, haben alle etwas mit Zorn, Widerstand, Eigenbrötlerei zu tun. Wir haben wohl weniger das Gefühl, dass unsere Grund- und Freiheitsrechte missachtet werden, wenn uns ein Polizist auffordert, den Sitzgurt anzulegen. Für Sara, eine der drei Schlüsselfiguren, grenzt es an totale Missachtung ihrer Person, weil sie keinen Vertrag mit Kalifornien hat. Sara ist dabei noch die harmloseste mit ihren kleinen Eskapaden.
Der Roman beginnt eigentlich mit Sten, einem siebzigjährigen Pensionisten, der mit seiner Frau eine Kreuzfahrt unternimmt; in Costa Rica wird die Gruppe von drei bewaffneten Männern angegriffen, Sten schnappt sich einen und bringt ihn um. Er wird daraufhin als Held gefeiert, aber ganz wohl ist ihm bei der Sache nicht, denn er ist sich seiner Notwehrüberschreitung bewusst.
Wohler scheint es seinem Sohn Adam zu sein, der sich von „Aliens“ umzingelt fühlt. Adam war seit jeher schwierig, beginnt eher durch Zufall ein Verhältnis mit Sara, kann aber von ihr nicht gezähmt werden, sondern bleibt das unberechenbare wilde Tier.
Als zwei Morde geschehen, will Sten nicht wahrhaben, dass sein Sohn verdächtig sein könnte. Dennoch muss er die Jagd nach Adam miterleben, der immer mehr meint, er müsse wie sein Vorbild John Colter (der mit dem berühmten Rennen gegen die Blackfeet) handeln.
Das alles steckt so voll von Männerschweiß und Cocktails, von Bürgerwehr und pervertiertem Thoreau, dass es aus europäischer Sicht vermutlich mehr guten Lesewillen braucht als aus amerikanischer. Auch wenn wir sagen, Boyle hat da ein wenig den rechten Rand aufgegriffen, so ist es doch nicht immer leicht nachvollziehbar, warum dort andauernd jemand mit einem Gewehr herumrennen muss, weil er Aliens sieht oder nach Gottesbefehlen handelt.
Adam hat übrigens schon als Jugendlicher Aliens gesehen – es bleibt also ein wenig unerklärlich, warum man dem erst Beachtung schenkt, wenn die ersten Schüsse krachen.
Ich selbst habe mich dabei ertappt, dass ich mich am meisten auf jene Kapitel gefreut habe, die vom Leben des John Colter erzählen. Das ist eine Geschichte, die wenigstens ein Fundament für die späteren Gestörtheiten der handelnden Personen bildet:
“The essential American soul is hard, isolate, stoic and a killer. It has never yet melted.” (D. H. Lawrence)

pp. 384

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.06.2015
Link
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