The Hand That First Held Mine

Nun könnte man meinen, das sei nicht unbedingt meine Art von Literatur – die Geschichte zweier Frauen, die in London leben und durch 50 Jahre voneinander getrennt sind. Und ehrlich gesagt – ich hab das Buch nur gelesen, weil ich neugierig war, warum es den Costa Award 2010 gewonnen hat, doch nac ...

Nun könnte man meinen, das sei nicht unbedingt meine Art von Literatur – die Geschichte zweier Frauen, die in London leben und durch 50 Jahre voneinander getrennt sind. Und ehrlich gesagt – ich hab das Buch nur gelesen, weil ich neugierig war, warum es den Costa Award 2010 gewonnen hat, doch nach der Lektüre sah ich mich eigentlich mit einer außergewöhnlichen (und auch äußerst gut geschriebenen) Geschichte belohnt.

O’Farrell erzählt von der eigensinnigen, starken, talentierten Lexie Sinclair, die den Kleinstadtmief hinter sich lässt, nach London – und zu einem älteren Mann, der eine Zeitschrift herausgibt - zieht und sich sich allmählich zu einer bekannten Journalistin und Kunstkritikern entwickelt und als allein erziehende Mutter alle möglichen Schwierigkeiten meistert, bevor ein tragisches Ereignis alles ändert.

Die Parallelgeschichte handelt von Elina, die soeben ein Kind bekommen hat, und ihrem Ehemann Ted, dem plötzlich das Leben zu entgleiten scheint, just zu einem Zeitpunkt, zu dem Elina lernen muss, mt der plötzlichen Wendung in ihrem Leben, der Veränderung, die ein Kind mit sich bringt, fertig zu werden. Eine Zeitlang wundert man sich, wie die beiden Geschichten zusammenhängen, aber O’Farrell platziert den ein oder anderen Hinweis, bevor sie die Erzählstränge elegant zusammenführt.

Vor allem die Schilderungen der Kunstszene der 50er- und 60er-Jahre sind der Autorin hervorragend gelungen, und man fühlt sich ein bisschen in die Zeit ihrer Vorbilder zurückversetzt: Iris Murdoch, Muriel Spark, Jean Rhys, Margaret Drabble, Margaret Forster sind Patinnen des Romans, und besonders an den Stellen der poetisch gehaltenen Tragik spüren wir deren Erbe. Da finden sich plötzlich ganz wunderbar gestaltete Szenen über die Mutter-Sohn Beziehung, über den Tod, das Verlöschen. Was mich aber am meisten beeindruckt hat, sind die vielen Kleinigkeiten, die Bilder wachrufen, die einen staunen machen, die einen letztendlich verwundern, dass sie auch erzähltechnisch funktionieren. Teds Epiphanie, durch einen Mop ausgelöst, ist an der Grenze zum Absurden – und enthält doch eine eigene Tragik, die einem nicht aus dem Kopf gehen will.

Empfohlen!

London: Headline 2010; pp. 374

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.06.2011
Link
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