Joseph Conrad und Merchant Ivory wurden damals bei den Vergleichen bemüht, aber ich kann genauso gut „Buddenbrooks“ ins Treffen führen. Die epische Geschichte dreht sich um die Hutton-Familie, die auf Penang ein Wirtschaftsimperium errichtet hat und nun um ihre Existenz fürchten muss, da die Japaner die Insel besetzen. Der Roman wird in Rückblicken von Philipp Hutton erzählt, der der Verbindung mit der Tochter eines einflussreichen chinesischen Geschäftsmannes, Khoo, entstammt. 1939 lernt Philipp als Sechzehnjähriger den japanischen Diplomaten Hayato Endo kennen, der ihn als Schüler akzeptiert und ihn nicht nur in japanische Kultur und Sprache, sondern auch japanische Kampfkunst einführt. Als dann der Krieg ausbricht, kollaboriert Philipp mit den Japanern, um das Familienerbe zu retten, spioniert aber gleichzeitig für die Triaden, um chinesische Mitbürger/innen zu retten. Keine Frage, dass das mit Verlusten und Kollateralschäden stattfindet, und Philipp wird für viele bald eine verhasste Figur. Es ist fast unmöglich, der Vielzahl der Charaktere gerecht zu werden, alle Nebenhandlungen aufzuzählen, auf die philosophischen und religiösen Aspekte einzugehen. Tatsache ist, dass der Roman ungeheuer interessant ist, einen neugierig macht auf mehrere fremde Welten, einen neidisch macht auf das Heranwachsen in mehreren Kulturen – und einen ab und zu ein ganz klein wenig müde macht, denn Tan hätte genauso gut noch dreihundert Seiten schreiben können, und wir wären ihm nicht entkommen. Für mich aber passt es so – 500 Seiten verdient diese Geschichte allemal. Und gelesen zu werden – das verdient sie auch.

Newcastle: Myrmidon Books 2007; pp. 508