Ein neunjähriger, stummer Flüchtling, Kind jüdischer Eltern, den Nazis entwischt, taucht bei einem alten Mann auf. Auch wenn das Kind nicht selbst zu dem 89-Jährigen spricht, so tut dies doch der Papagei Bruno, der auf der Schulter des kleinen Linus sitzt. Der alte Mann freut sich, dass er noch immer so viel Deutsch versteht um zu erkennen: Der Papagei rezitiert eine Zahlenfolge.

Der alte Mann, ein Bienenzüchter, wird nie mit Namen genannt, aber es wird sofort klar, dass es sich um Sherlock Holmes handelt, der sich ja bekanntlich nach Sussex zurückgezogen hat. Kurz darauf wird in der Pension, wo auch Linus lebt, ein Mann umgebracht, und Bruno wird offensichtlich entführt. Die Ortspolizei (ein Enkel von Bellows u.a.) sucht Hilfe bei Holmes, und der gewährt sie, wenn auch etwas widerwillig. Immerhin verbringt er seine Zeit lieber mit intelligenten Wesen, nämlich den Bienen. Es geht alles seinen geordneten Gang in dieser Novelle, der Mörder wird gestellt, des Rätsels Lösung scheint von untergeordneter Bedeutung, zumal der Titel immer wieder eine andere "Endlösung" (wir schreiben das Jahr 1944) evoziert.

Chabon hat den unzähligen Fort- und Umschreibungen im Rahmen der Sherlockania ein knappes und ungemein stimmiges Pastiche hinzugefügt. Ein bisschen manieriert mag wirken, dass Holmes nie beim Namen genannt wird, aber die Technik der Aposiopese, des Verschweigens des Wesentlichen, durchweht das Büchlein sowieso. Die Sherlockianer werden es mit Vergnügen registrieren, dass ihr Vorwissen mitgedacht wird, die übrigen Leser/-innen werden die Novelle dennoch ohne große Einbußen lesen können, weil sie ein in sich geschlossenes, kleines Meisterwerk ist.

P.S. Und wer noch nicht das Vergnügen hatte, Chabons umfangreiches " The Amazing Adentures of Kavalier&Clay" (s. Archiv) zu lesen, der sollte dies nach diesem 'amuse geule' demnächst nachholen.