Und drittens: Schon wieder bin ich nicht am Laufenden, denn dieser höchst vergnügliche Western ist bereits 2008 erschienen. Achja – da fällt mir ein Viertes ein. Nie im Leben würde ich einen Western LESEN, aber dieser da, der ist eine Mountain Man-Opera, die sich gewaschen hat und genauso gut als Marvel Comic hätte erscheinen können. Zebulon Shook ist ein gewalttätiger Pikaro aus dem Wilden Westen der 1850er. Er spielt und säuft und schießt, was das Zeug herhält. So weit, so gut – aber da gibt es zwei Menschen, die sein Leben nicht leichter machen: sein Stiefbruder Hatchet Jack und die schöne Abessinierin Delilah, die wie er unbekümmert und ohne Rücksicht auf das eigene Wohl durchs Leben driften und rauschen. New Mexico, Südamerika, Kalifornien im Goldrausch – überall wird Station gemacht. Aber die Reise ist nicht nur geographisch. Zebulon weiß oft genug nicht, ob er in der Realität oder in der Phantasie agiert, nicht zuletzt deshalb, weil er freimütig seine Lebensgeschichte aufbauscht und ein Medienstar ist – der allerdings gegen stattliches Kopfgeld gesucht wird. Wurlitzer, unter anderem Drehbuchautor für Peckinpah, liefert den besseren Film mit seinem Buch. Jeder Absatz kann gewaltige Veränderungen bringen, die Schlinge um den Hals, die schon zugezogen wird, verflüchtigt sich, der Totgeglaubte stolpert zum nächsten Whisky, der russische Graf ist natürlich keiner etc. etc. Dies ist ein bizarrer und surrealer Roman, der gleichzeitig dennoch die Geschichte der Gewalt, die die Wiege der US ausmacht, erzählt. Wie soll man so einen Helden enden lassen? Gar nicht – er reitet nicht einmal in den Sonnenuntergang, sondern verschwindet einfach als Apotheose des Wahnwitzes.

Columbus: Two Dollar Radio Movement 2008; pp. 275