The Death of Bunny Munro

Manchesmal kommt man an Protagonisten, mit denen leidet man mit, nicht, weil sie so arm und sympathisch und gewinnend sind, sondern weil sie überaus peinlich und vorwiegend widerlich sind. Bunny Munro, erfolgloser Schönheitscremen-Verkäufer, der sich von Tür zu Tür quält, ist so in Protagonist. ...

Manchesmal kommt man an Protagonisten, mit denen leidet man mit, nicht, weil sie so arm und sympathisch und gewinnend sind, sondern weil sie überaus peinlich und vorwiegend widerlich sind. Bunny Munro, erfolgloser Schönheitscremen-Verkäufer, der sich von Tür zu Tür quält, ist so in Protagonist. Versoffen, schäbig, nikotin- und blutbefleckt, schleppt er sich durch den Tag; das wäre nicht so schlimm, wäre er nicht auch noch auf eine billige Art misogyn und auf eine selbstherrliche Art sexbesessen. Das Walhalla der Vagina ist sein ultimatives Ziel, vor seinen Augen tanzen unentwegt „Avril Lavigne’s and Kylie Minogue’s pussies.“

Dabei sollte er andere Sorgen haben, denn seine Frau hat sich soeben erhängt, sein Vater stirbt an Lungenkrebs, und seiner kleiner Sohn (Bunny junior), der einzige Lichtblick des Buchs, muss diese Untergangsodyssee mitmachen, schon allein deshalb, weil niemand auf ihn aufpassen kann.

Cave, der meinte, sein zweiter Roman sei vom Markusevangelium und von Valerie Solanas (die einst ein Attentat auf Warhol verübte und das SCUM Manifest verfasste), inspiriert, hat das Buch in drei Teile geteilt: Cocksman, Salesman, Deadman. Zusehends bizarrer werden die (Sex)Abenteuer des Bunny Munro, zusehends verliert er den Bezug zur Realität; gegen Ende beschert uns Cave eine wunderschöne Apotheose, in der Bunny (fast wie Frank ‚n‘ Furter) noch einmal an alle, die seinen Weg gekreuzt haben, appelliert, sie mögen ihm verzeihen – bis er uns auf banale und jämmerliche Weise verlässt.

Bunny ist ein klassischer Antiheld, so ins Lächerliche und Peinliche verzerrt, dass es einem schon wehtut. Aber gerade in der Überzeichnung wird ein Männerbild deutlich, das in gemilderter Form durchaus fröhliche Urständ feiert. Solanas hat schon gewusst, warum sie die Society for Cutting Up Men ins Leben gerufen hat.

Edinburgh: Canongate 2009; pp. 278

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2009
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