Tennyson's Gift

Nach ihrem Erfolg von "Eats, Shoots & Leaves" (das von Crystal in seinem neuen Buch "How Language Works" übrigens heftig kritisiert wird) werden auch die früheren Bücher von Lynn Truss neu aufgelegt – und so kommt es, dass dieses durchaus lesenswerte Pastiche aus dem Jahre 1996 zu neuen Ehren ge ...

Nach ihrem Erfolg von "Eats, Shoots & Leaves" (das von Crystal in seinem neuen Buch "How Language Works" übrigens heftig kritisiert wird) werden auch die früheren Bücher von Lynn Truss neu aufgelegt – und so kommt es, dass dieses durchaus lesenswerte Pastiche aus dem Jahre 1996 zu neuen Ehren gelangt.

Juli 1864,Isle of Wight. Ein tyrannischer Tennyson, eitel, selbstgefällig, ungewaschen wird von seiner Frau Julie liebevoll betreut: Sie versteckt schlechte Kritiken, hält lästige Leute fern, vor allem aber versucht sie die Fotografin Julia Margaret Cameron, die Nachbarin, die Tennyson liebt, bei Laune zu halten. Die überhäuft die Tennysons mit Geschenken, weil sie unbedingt ein Porträt des Dichters machen will. zu Tennysons Leidwesen gibt es da noch einen anderen Fotografen, der in diesem Juli nach Freshwater kommt: Charles Lutwidge Dodgson, der es wagt, den Laureate zu persiflieren. Damit noch nicht genug: Ellen Terry reist mit ihrem um 30 Jahre älteren Ehemann, dem Maler G. F. Watts, an; sie muss erkennen, wie absurd ihre Ehe ist, und findet Trost in der Tatsache, dass Tennyson sie zu mögen scheint und Dodgson in ihr gar seine Alice sieht. Oder doch nicht? Kann vielleicht der berühmte Phrenologe Lorenzo, der mit seiner achtjährigen Tochter Jessie anreist, Abhilfe schaffen?

Man merkt, Truss hat ihre Victorians ordentlich studiert, und das macht auch das Vergnügen bei dieser temporeichen Farce aus: Wiedererkennen einerseits, immer neue 'twists' andererseits. Mein Tennyson-Bild hat ja gleich ein paar arge Schrammen bekommen; und rückblickend freut es einen doch, das Lewis Carroll der Vielgelesene ist und nicht Tennyson. Jedenfalls schafft es Truss trotzdem wieder auf Tennyson neugierig zu machen, der ein gutes Ohr für die Sprache in ihrer gebundenen Form hatte (wenn ich – der Tennyson Fangemeinde zum Trotz – das so banal formulieren darf). Ein ideales Buch für die Zugfahrt oder alle möglichen Flughafenwartezeiten.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.03.2006
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/tennysons-gift.html
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