Swimming Home

Levys schmaler Band, auf der Booker Shortlist von 2012, hat eine ganz eigene Qualität. Es beginnt wie ein englischer Ferienroman mit allerhand Verwicklungen, dann kommt halt ein bisschen displacement und Bedeutsames im fremden Land.

Aber irgendwie verrückt sich diese klassische (und banale) Erzählsituation immer ein wenig, sei es wegen der gelungenen Szenen, Beobachtungen, Sprachhaltungen - sei es auch wegen der platten. Bisweilen hat man das Gefühl, Levy will uns was erklären, das wir schon wissen, denn wir, ihre Leser/innen sind vermutlich auch schon in Nizza gewesen und brauchen keine Nachhilfe in Lokalkolorit.

Juli 1994, und der berühmte Dichter Joe Jacobs hat mit Freunden (Mitchell und Laura), seiner Frau Isabel und seiner Tochter Nina (14) eine Villa unweit von Nizza gemietet. Eines Tages bekommen sie einen neuen Gast: Im Swimmingpool treibt die nackte Kitty French, die Joes Gedichte (und ihn?) liebt und ein Zimmer in der Villa bezieht. Kitty ist unberechenbar - sie ruft Freude, Begierde, Hass, Lust hervor; Josef lässt sich gern von ihr verführen, aber er "schafft es nicht nach Hause."

Ja, Levys Sprache ist bezwingend, aber ich finde, manchmal rutscht sie aus. Aber insgesamt schafft sie es, mindestens einen doppelten Boden zu vermitteln. Was als realistischer Roman gelesen werden könnte, hat immer wieder Einbrüche ins Surreale, einfach auch deshalb, weil kleine Begebenheiten überzeichnet werden. Ein schmales Buch, ein dichtes Buch, ein empfehlenswertes Buch! 

Faber&Faber 2012; pp. 160

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
03.10.2012
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/swimming-home.html
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