Submarine

Es ist schon interessant, wie Leute auf diesen Roman kommen: Eine Schülerin, weil sie den (übrigens sehr gelungenen) Film gesehen hat; ein Schüler, weil er sich für die Arctic Monkeys interessiert und Alex Turner die Musik zum Film gemacht hat. Ich, weil ich eine Rezension von Dunthornes zweitem ...

Es ist schon interessant, wie Leute auf diesen Roman kommen: Eine Schülerin, weil sie den (übrigens sehr gelungenen) Film gesehen hat; ein Schüler, weil er sich für die Arctic Monkeys interessiert und Alex Turner die Musik zum Film gemacht hat. Ich, weil ich eine Rezension von Dunthornes zweitem Buch (“Wild Abandon”) gelesen habe.

Sei’s, wie’s sei. Es gilt, ein interessantes Buch, einen sehenswerten Film, einen unüblichen Soundtrack zu entdecken – all das zum Beispiel gemeinsam mit ihrer 7./8. Klasse, denn das Buch ist sprachlich schon eine Herausforderung, nicht zuletzt deshalb, weil sowohl Autor als Protagonist schwierige Wörter zu lieben scheinen. (Btw.: Dies ist der erste Roman, in dem ich das Wort “Zugzwang” – immerhin im OED – gelesen habe.)

Der schwierige Wörter liebende Protagonist ist Oliver Tate (15), der gerade zwei große Ziele im Leben hat – eien Freundin zu finden und seine “Unschuld” zu verlieren; und die Ehe seiner Eltern (sowohl im Buch als auch im Film ganz herrliche Figuren) zu kitten.

Oliver ist natürlich neunmalklug, tut so, als wäre er der einzige Intellektuelle, hat nicht nur ein wirres emotionales Leben, sondern auch ein aufregend-wirres kognitives, leidet und ist unbesonnen – wie es sich für einen Teenager gehört - und das alles in einem Swansea, das nach den 70er-Jahren schmeckt.

Dunthorne, der dieses Buch in einer Creative Writing Class (man merkt es ihm ein bisschen an) geschrieben hat, gelingt es ganz ausgezeichnet, die Höhen und Tiefen der “teenage angst” zu vermitteln, und Oliver reiht sich würdig ein in die Tradition der Charaktere von Holden Caulfield (ganz bewusst, übrigens) und Adrian Mole. Ein perfektes Buch möchte man meinen, mit seltsamen Eltern, noch seltsameren Jugendlichen, einer von Oliver auf skurrile Weise verfolgten Liebe (Jordana) und allen möglichen bizarren Reflexionen. Aber nein – doch nicht perfekt, denn es ist ziemlich anstrengende Lektüre. Das soll niemanden abschrecken, aber es ist wahrscheinlich eine gute Idee, Buch und Film zu kombinieren. Und dann darüber zu rätseln, warum (und wann?) ein so gelungenes Werk anstrengend wird. Zu viele Absonderlichkeiten? Zu klug? Zu sehr nach einer Methode geschrieben? Was auch immer der Grund: Wer Catcher in the Rye sagt, muss auch Submarine sagen. Und wer sich für Ausnahmeliteratur junger Autoren interessiert, der muss auch Submarine sagen. Und wer Buch und Film vergleichen möchte – hier tun sich die interessantesten Klüfte auf. Ich bin schon gespannt auf Dunthornes zweiten Roman!

Harmondsworth: Penguin 2008; pp. 290

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.10.2011
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/submarine.html
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