Stoner

Autor John Williams

Verlag Vintage Books 2003; pp. 288

Die Sunday Times wird am Umschlag zitiert mit: „The greatest novel you have never read.“ Ich bin außerordentlich froh, dass das für mich nicht mehr gilt – und ich darf mit Fug und Recht sagen, dass „Stoner“ wirklich zu den besten Romanen gehört, die ich seit langer Zeit gelesen habe.

Das Buch ist 1965 erschienen und war im Vorjahr die literarische Wiederentdeckung; McGahern hat ein Vorwort beigesteuert, Julian Barnes und Nicholas Shakespeare zum Beispiel haben enthusiastisch rezensiert, und der Roman wurde das Waterstone Buch des Jahres.
In der Tat: Es ist schon ein wunderbares Gefühl, wenn man nach ein paar Seiten weiß: Da bin ich auf etwas ganz Besonders gestoßen. Die Geschichte des William Stoner beginnt im Jahre 2010, als er sich zum Landwirtschaftsstudium an der zweitklassigen University of Missouri einschreibt; seine Eltern, einfache Farmer, sparen sich jeden Bissen vom Mund ab, um dem Sohn ein Studium zu ermöglichen, damit er später die Farm auf Vordermann bringen kann. Der linkische und schwerfällige Stoner widmet sich leidenschaftslos seiner Aufgabe – und verliebt sich; er verliebt sich gründlich und dauerhaft in die Literatur, wechselt das Fach und wird schlussendlich Lecturer und dann Professor an der kleinen Universität. Er heiratet und führt eine schwierige Ehe, hat eine Tochter, eine Liebschaft, Auseinandersetzungen mit Kollegen – kurzum, er geht durchs Leben, schwerfällig und linkisch. Eine traurige Geschichte, möchte man meinen, aber Williams hat ihn in einem seiner seltenen Interviews als glücklich bezeichnet, nicht zuletzt wegen seiner Liebe zur Literatur. Vermutlich ist es auch so – viel glücklicher werden die meisten Menschen nicht auf dieser Welt, und die Geschichte des William Stoner bleibt für uns immer spannend, auch wenn es eine Alltagsgeschichte sein mag.
Das Leseerlebnis wird aber durch die Sprache garantiert, denn nichts ist überflüssig, jede Zeile stimmt, da wird nicht aufgefettet und nicht garniert.
Williams hat seinen Roman als „substantially good“ eingeschätzt – im verspäteten Lob erweist sich aber, dass viel mehr an diesem Roman dran ist. Pflichtlektüre!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
28.08.2014
Link
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