Juni 2002 wurde im Newsletter Lasduns erster Roman ("The Horned Man") besprochen, und es ist mir eine Freude, Sie nun auch auf sein zweites Buch hinweisen zu können, denn Lasdun ist ein meisterlicher Erzähler, der sowohl mit seiner Geschichte als auch der Sprache äußerst sorgsam umzugehen weiß.

Erzählt wird von Stefan Vogel, der mit Inge, der Frau, die er anbetet, aus der DDR nach New York geflüchtet ist. Durch einen Irrtum, ein Schweigen, eine Lüge aus dem Geschehen-Lassen heraus gilt Stefan als junger und rebellischer Dichter, dessen Gedichte trotzdem in "Sinn und Form", der renommierten Literaturzeitschrift, erscheinen. Für Stefan ist es immer gerade unpassend oder zu spät, das Kartenhaus, das u. a. seine Mutter errichtet, zum Einsturz zu bringen.

Lasdun liefert uns wunderbare Schilderungen der DDR-Kulturschickeria einerseits, das Psychogramm eines schwachen Menschen, der sich gerne treiben lässt, der aber auch immer günstig getrieben wird, andererseits.

Zufrieden und bequem in New York lebend holt ihn viele Jahre später seine Vergangenheit doch ein – und er muss erkennen, dass sein Leben auf mehr Lügen als jenen, die ihm bekannt sind, aufgebaut ist.

Das ist so sparsam und dicht beschrieben, hat Elemente einer Politstory, eines Kriminalfalls und ist doch vorwiegend eine ganz und gar unübliche Lebensgeschichte, die uns mit dem Gefühl zurücklässt, ein unendlich viel dickeres Buch gelesen zu haben. Lassen Sie also Lasdun nicht links liegen – er gehört für mich zu den wirklich interessanten Autoren der Gegenwart (und er ist einer der ganz wenigen, die es schaffen, die paar deutschen Wörter, die sie verwenden, auch richtig zu schreiben; keine Großtat, ich weiß, aber es zeugt von Sorgfalt.)