San Miguel

Schön, wenn man im Hotelfoyer angesprochen wird, weil man den neuen Boyle liest. Und was? Schon sein 14. Roman? Nicht, dass ich alle gelesen hätte, aber ein bisschen vom treuen Leser hab ich schon an mir. Wäre dies allerdings mein erster Boyle gewesen, ich weiß nicht, ob ich dann so treu wäre.

San Miguel, diese windige, kleine Insel (die ich erst in der Wikipedia nachschlagen musste) ist der Schauplatz für die drei lose verknüpften Teile, die den Zeitraum von 1888 bis in die 1940er umfassen.

Drei Frauen erzählen ihr Schicksal auf dieser vorwiegend ungeliebten Insel, auf die sie von tyrannischen und tagträumenden Männern verschleppt wurden. Marantha hofft, ihre Tuberkulose in den Griff zu bekommen, ihre Tochter Edith wird vom Stiefvater nicht mehr fortgelassen, die 38jährige Elise folgt gutmütig den Träumen ihres Mannes.

Sie bekommen ihr Leben nicht wirklich in den Griff – und mir ging es genauso mit dem Roman. Was wird nun eigentlich erzählt? Und machen die vielen kleinen Episoden, die zum Teil einen außerordentlichen Reiz ausüben, die Mühe wett, sich durch 350 Seiten zu kämpfen? Klar, Boyle ist ein exzellenter Stilist – aber hätte ich nicht doch lieber einen anderen ungelesenen seiner Romane nehmen sollen? Insgesamt ist das Buch wohl eher für Boyle-Komplettisten; die anderen verweise ich z. B. auf „Tortilla Curtain“, „The Road to Welville“ und „The Inner Circle.“

New York: Viking 2012; pp. 367

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.05.2013
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