Einer österreichischen Leserschaft wird ziemlich schnell klar, wovon die Rede ist, wenn eine junge Frau mit einem fünfjährigen Kind jahrelang in einem Raum eingesperrt ist.

Das nimmt aber ganz und gar nichts von der Spannung der Erzählung, den Emma Donoghue (deren Bücher ich immer schon empfohlen habe) lässt die Geschichte von Jack, dem fünfjährigen “idiot savant”, erzählen. Für ihn ist Room Heimat, Wardrobe, Table, TV etc. sind die vertrauten Dinge des Alltags. Room ist die Welt, Outside ein Teil der Phantasiewelt.

Mit sehr viel Geschick und Konsequenz lässt die Autorin einerseits diese Welt, in der nur Old Nick der Eindringling ist, entstehen; mit ziemlich viel Tempo und Spannung gibt sie die Flucht wieder, mit viel Finesse und Einfühlungsvermögen schildert sie schließlich das absolut unsichere Leben im Outside, an das sich Jack nur mühselig und widerwillig gewöhnen will.

Das ist es letztendlich auch, was das Buch so besonders macht – die präzise Wahrnehmung des Fünfjährigen, der noch nicht erfasst hat, was mit ihm geschehen ist; aber auch die präzise Wahrnehmung seiner Mutter, die ihm einen Welt (Room) geschenkt hat, in der er sich, absurderweise, entfalten konnte und in der er hellhörig geworden ist – auch dafür, dass seine Mutter oft “im Ton aus” spricht.

Geschickt und kompetent aufbereitet – Donoghue hat sich wiederum als ausgezeichnete Erzählerin bestätigt. Große Empfehlung!

London: Picador 2010; pp. 321