Queen Camilla

Wer immer dieses Buch rezensiert, wird nicht daran vorbei können zu sagen, dass Townsend und die königliche Familie auf den Hund gekommen sind. Bei der königlichen Familie ist das Alltag und Überleben, bei Townsend ein absolutes Vergnügen.
In dieser Fortsetzung zu "The Queen and I" (1992) finde ...

Wer immer dieses Buch rezensiert, wird nicht daran vorbei können zu sagen, dass Townsend und die königliche Familie auf den Hund gekommen sind. Bei der königlichen Familie ist das Alltag und Überleben, bei Townsend ein absolutes Vergnügen.

In dieser Fortsetzung zu "The Queen and I" (1992) finden wir die achtzigjährige Elisabeth und ihre Familie nach wie vor in Hell Close, nunmehr eine Exclusion Zone, in der – streng bewacht – allerlei Gesindel, gefährlich adipöse Menschen, Regimekritiker – und natürlich die Royals leben. Das Regime ist immer noch die Cromwell Party Jack Barkers, der diesmal den wahnwitzigen Gedanken fasst, England von der Hundeplage zu befreien. Jeder Haushalt soll nur einen Hund besitzen dürfen – die Queen selbst aber hat zwei, Harris und Susan. Niemand glaubt daran, dass das Gesetz durchgehen wird ("This is England!"), auch Barker nicht, der sich verzweifelt bemüht nicht wieder gewählt zu werden. Es sieht anfänglich auch ganz gut für ihn aus, denn Boy English, der Führer der New Cons, der die Monarchie wieder einführen will, ist in einem Popularitätshoch. Aber je mehr Barker sich nicht um die öffentliche Meinung kümmert, desto beliebter wird er. Schönes Beispiel: Als er über Liverpool sagt: 'I hate the accent, I think the men are work-shy crooks and the women are all loud-mouthed tarts', verliert er zwar die Stimmen der Liverpudlianer, gewinnt aber zahlreiche Städte der Umgebung (u.a. Manchester) locker dazu.

Der Queen jedenfalls reicht es; sie will abdanken, aber auch Charles, der in Hell Close endlich dem einfachen Leben nahe ist, denkt nicht daran, die Tradition fortzusetzen, zumal die Queen nicht möchte, dass es eine Queen Camilla gibt. Prince William wäre schon bereit, aber die Angelegenheit wird kompliziert, als sich herausstellt, dass Camilla und Charles einen fast vierzigjährigen Sohn, einen besonders unsympathischen Schadenssachverständigen, der in Ruislip lebt, haben. Camilla hat Charles nie davon erzählt ("delightfully absent-minded"), und obwohl man sich bemüht, den neuen Sohn zu mögen, hat man es ziemlich schwer damit.

Townsend verfolgt mehrere Handlungsstränge, alle gleichermaßen unterhaltsam, und konterkariert sie mit der Sichtweise der zahlreichen Hunde, die in Hell Close leben. Was den Menschen als Bellen erscheint, sind feinsinnige, beherzte, zornige, liebevolle etc. Dialoge, was den Menschen als heulende Hundemeute auffällt, sind Protestversammlungen gegen das neue Gesetz. Townsend hat den uralten Trick der Vermenschlichung der Tiere mit neuem Schwung eingesetzt, und mit "Queen Camilla" ein ausgesprochen unterhaltsames Buch geschrieben, das sich über viele Zeiterscheinungen lustig macht, das auch von der Politik des Tony Blair ganz locker zehren kann. Fortsetzung erfreulicherweise nicht ganz ausgeschlossen!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2006
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/queen-camilla.html
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