Punk Rock

Wie schon in „Motortown“ klingt auch im neuesten Stephens durch, dass er die kleinen Leute, die angeblich das Salz der Erde sind, nicht unbedingt mag. Hier zB ist von siebzehnjährigen Vätern die Rede, die „thick, vicious, fat and ugly“ sind.
Das gilt natürlich nicht für die Protagonisten/Protag ...

Wie schon in „Motortown“ klingt auch im neuesten Stephens durch, dass er die kleinen Leute, die angeblich das Salz der Erde sind, nicht unbedingt mag. Hier zB ist von siebzehnjährigen Vätern die Rede, die „thick, vicious, fat and ugly“ sind.

Das gilt natürlich nicht für die Protagonisten/Protagonistinnen. Das sind nämlich 6th-formers, die in der Schulbibliothek einer Grammar School in Stockport sitzen und sich eifrig auf die mock A-levels vorbereiten. Dort trifft die Neuzugängerin Lilly, die aus Cambridge kommt, auf den höflichen, wortgewandten Williams, der sich auch ein bisschen in sie verliebt. Umso größer seine Enttäuschung, als er feststellen muss, dass Lilly schon mit Nicholas ein Verhältnis hat. Aber im Grunde genommen sind all die Jugendlichen, die sich hier versammeln, typisch, vor allem aber keineswegs böse. Nur ab und zu, wie das so üblich ist im englischen Gegenwartstheater, blitzt in der Sprache, im Non-sequitur der Konversation so etwas wie unberechenbare Gewalt auf, die aber ebenso schnell verschwindet, wie sie gekommen ist. Lange Zeit warten wir also ab, was geschehen wird, bis Williams Lilly mitteilt, am nächsten Tag besser nicht in die Schule zu kommen. Sofort ist das Amok-Szenario in unseren Köpfen, sofort erlangen manche Äußerungen von Williams eine neue Bedeutung. Showdown und Nachspiel können beginnen.

Das dauert allerdings, und man kann sich nur damit trösten, dass Stephens bis zu diesem Zeitpunkt ein paar Charaktere fein gezeichnet hat. Man kann sich auch, und das gilt immer bei ihm, mit dieser wunderbaren Sprache, die ein Lauern auf der zweiten Ebenen suggeriert, trösten.

Man kann am Ende des Stückes auch sagen: Ja, das fetzt durchaus (die Aufführung kennt ja auch fetzige Musik), aber gleichzeitig wissen wir: Etwas wirklich Neues haben wir da nicht gelesen/gesehen. Macht auch nichts. Die (Klassen)Lektüre ist es jedenfalls wert. (Und die Aufführung werde ich hoffentlich bei Gelegenheit sehen.)

London: Methuen 2009; pp. 102

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.02.2010
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/punk-rock.html
Kostenpflichtig
nein