Ours Are the Streets

Imtiaz Raina aus Sheffield scheint völlig integriert; er hat sogar ‘a local girl’, Becka, die zum Islam konvertiert, geheiratet und hat mit ihr eine kleine Tochter, Noor. Was ihn stört, sind die Zurücksetzungen;

beruflich kommt er nicht wirklich weiter, er muss mit ansehen, wie sein Vater, ein Busfahrer, erniedrigt wird. Als dieser an einem Herzinfarkt stirbt, weil er einen Schwarzfahrer verfolgt, reist Imtiaz mit seiner Mutter nach Pakistan, wo der Vater begraben wird.

Er kehrt also zurück zu seinen Wurzeln, lernt die weitläufige Verwandtschaft kennen und beginnt sich allmählich zu verändern. Aaqil, ein junger Mann, der bloß so herumhängt, überredet ihn schließlich, mit ihm in ein ‚jihadi camp‘ in Afghanistan zu kommen; dort findet Imtiaz‘ Radikalisierungsprozess statt…

Als er zurückkommt, merkt Becka die Veränderung und allmählich entfremden sie sich. Sie trennen sich und Imitiaz verstrickt sich immer mehr in die Idee, als Selbstmordattentäter zu sterben; gleichzeitig glaubt er auch, dass Becka ein Verhältnis mit einem Freund hat. Diese Mischung aus politischem und religiösem Wahn und die Summe an persönlichen Enttäuschungen machen aus ihm den potenziellen Attentäter.

Der Roman ist Imtiaz‘ Schreiben an Becka, in dem er seine geplante Tat zu rechtfertigen sucht. Was wir verstehen, ist, dass sich hier jemand in einem Netz verfängt, das er alleine nicht zerreißen kann. Sahota liefert viele kleine plausible Szenen, die Enttäuschung und Erniedrigung verständlich machen. Warum aber Imtiaz gleich eine Bombe werfen will, wird nicht wirklich klar, denn würden alle Enttäuschten und Zu-kurz-Gekommenen Bomben werfen, wären wir von Detonationen umgeben. Und wenn man liest, dass er eine Rede über die Rolle des Islam im Westen hält, dann fragt man sich doch, ob so viel Anmaßung nicht aus Langeweile und Präpotenz entsteht. Ginge er einer zufrieden stellenden Arbeit nach, kümmerte er sich um seine Familie, dann würde er wohl weder sich noch andere mit in den Tod reißen. Insofern, als nicht klar wird, ob es sich um einen Spinner handelt oder wir doch von einem politischen und religiösen Kampf (warum eigentlich?) sprechen, bleibt der Roman etwas unbefriedigend. Lesenswert ist er trotzdem!

London: Picador 2011; pp. 269

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
05.06.2013
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