No Country for Old Men

"He studied the country about. Then he watched it some more."
McCarthy, Meister des Lakonischen, der seinen Charakteren aber viel Zeit gibt, Dinge zu tun, zu beobachten, zu überdenken (und sie nochmals zu überdenken), der sie aber dann im Halbsatz tötet, hat mit dem Roman eine blutige Geschicht ...

"He studied the country about. Then he watched it some more."

McCarthy, Meister des Lakonischen, der seinen Charakteren aber viel Zeit gibt, Dinge zu tun, zu beobachten, zu überdenken (und sie nochmals zu überdenken), der sie aber dann im Halbsatz tötet, hat mit dem Roman eine blutige Geschichte vorgelegt, die von den Coen-Brüdern kongenial verfilmt worden ist (wieder einmal ein "Film ohne Falte" von den Coens).

Llewelyn Moss (36) findet ein paar Leichen – und eine Tasche mit mehr als zwei Millionen Dollar. Er nimmt sie an sich – und von da an beginnt das Spiel, in dem Männer das tun müssen, was Männer eben tun müssen: eine Sache zu Ende bringen. Llewelyn ist nicht schlecht dabei, aber er hat nicht mit dem Profi Anton Chigurh gerechnet, einer dunklen, fatalistischen Gestalt, deren Gefühllosigkeit nur von der Philosophie der Ausweglosigkeit übertroffen wird. Da schwingt viel von Prädestination mit, und wenn man Anton glauben darf, dann haben viele kleine Entscheidungen zu der einen Entscheidung geführt: Ist das nun das Ende meines Lebens?

Zwischendurch hören wir ganz deutlich die melancholische Stimme des Sheriffs Bell, der, kurz vor seiner Pensionierung, in die Jagd verwickelt wird – und ahnt, dass hier nicht nur ein Fall abgehandelt wird, sondern die Macht des Schicksals.

McCarthy vermittelt ganz einzigartig, dass die scheinbar unbedeutenden Handlungen alle Teil einer gesamten Wehmut sind, die uns in diesem Leben begleitet. Sprichwörtlich zerschossene Träume, kurzlebige Hoffnungen, Momente des Glücks, Agonien des Vergehens. Das alles geschieht in einer verknappten, lakonischen, eine dichte Atmosphäre schaffenden Sprache. Und das alles findet sich auch im Film (bis auf die Episode zwischen Moss und der Ausreißerin). Lassen Sie sich beides keinesfalls entgehen!

London: Picador 2005

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.03.2008
Link
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