Was für eine Freude, von Roth wieder einmal etwas anderes als Altmännerphantasien und –bekümmernisse zu lesen. Ich nehme an, das ist ein Text, von dem die Kritiker sagen werden: ‚a poignant tale‘.

Wir schreiben den heißen Sommer 1944, viele junge Männer sind einberufen worden, nicht so aber der 23jährige Bucky Cantor. Er, der junge Sportlehrer, ist ‚playground director‘ und kümmert sich vorbildlich um die Jugendlichen, die nicht nur unter der Hitze leiden, sondern unter einer besonders starken Welle an Kinderlähmung. Und ausgerechnet in seinem Verantwortungsbereich stirbt ein Junge nach dem anderen. Die Eltern sind verzweifelt, die Behörden machtlos. Knapp bevor die Spielplätze geschlossen werden, flüchtet sich Bucky ins Sommerlager in die Poconos. Er hadert zwar mit sich, weil er die Flucht ergriffen hat, andererseits beginnt er das Zusammensein mit seiner Freundin und die Tätigkeit als Schwimmlehrer zu genießen. Da erkrankt einer der neugewonnenen Freunde an Kinderlähmung; Bucky lässt sich ebenfalls testen – und der Test ist positiv.

Wir treffen ihn und den Erzähler, Arnold Mesnikoff, der damals einer seiner Schützlinge war, im Jahre 1971 wieder. Bucky, mit sichtbaren Folgeerscheinungen seiner Krankheit, ist mit seiner „Schuld“ nicht fertig geworden, sein tatsächliches Leben kontrastiert scharf mit den Erinnerungsbildern an ihn: voller Schwung, ein Speerwerfer (anders, als der Pfeil der Krankheit, als den er sich sieht), invictus.

Roth hat diese Geschichte meisterlich erzählt, und viel mehr als in seinem letzten Roman „The Humbling“ (s. Archiv) wird verständlich, warum er als einer der ganz großen Erzähler gilt.

Ein Roman, der auf subtile Weise vielschichtig ist, ein Roman, der sprachlich eine große Bereicherung ist.

Boston: Houghton Mifflin Harcourt 2010; pp. 280