Das ist der Trick Hiaasens: eine Idiosynkrasie, eine Marotte, ein zufälliges Ereignis wächst sich zu einer veritablen Kabale, einem komplexen (Kriminal)Fall, einem Abenteuer von maximaler Unwahrscheinlichkeit aus. Was zB in "Sick Puppy" (s. Archiv) ganz meisterlich vorgeführt wurde, das gilt auch für diesen Roman: Eine Kleinigkeit führt zu einem Ereignisstrudel der besonderen Art.

Honey Santana ist geschieden und sitzt mit ihrem Sohn beim Abendessen, als sie von einem Telefonkeiler namens Boyd Shreave gestört wird. Honey sinnt auf Rache und borgt sich Geld bei ihrem Ex Perry, einst versierter Drogenschmuggler. Sie lädt Boyd und (unwissentlich) seine Geliebte Eugenie zu einer Everglades-Tour ein. Eigentlich will sie Boyd nur zeigen, dass es schöne Momente im Leben geben kann, wie etwa einen Sonnenaufgang auf Dismal Key.

Was sie nicht weiß, ist: dass ihr ehemaliger Boss Piejack (dem sie einen Tritt in die 'cojones' verpasst hat) sie verfolgt, weil er im absoluten Liebeswahn gefangen ist. Dass dieser hinwiederum von Perry und dem gemeinsamen Sohn Fry verfolgt wird, weil es gilt, Honey zu schützen; dass Boyd und Eugenie von einem Detektiv verfolgt wird, weil Boyds Frau ein Bild haben will, das 'penetration' zeigt; dass die Insel aber gerade von dem Halb-Seminolen Tommy Tigertail als Zufluchtsort benutzt wird. Das führt zu einer Unmenge an Verwicklungen, Kampfhandlungen, komischen Szenen, überdrehten Abenteuern, in der Geister der Toten, Sekten und Native American-Politik so nebenbei auch noch ihren Platz finden.

Hiaasen ist einfach unterhaltsam – und gleichzeitig einer, der (öko)politisches Bewusstsein zeigt. Was da an Turbulenz geboten wird, sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Ich kann mich inzwischen schon auf den nächsten Hiaasen freuen.