Mr. Penumbra’s 24-Hour Bookstore

Autor Robin Sloan

Verlag London: Atlantic Books 2013 (1st: 2012); pp. 288

Schon lange her, dass ich so ein unterhaltsames und kluges (bisweilen neunmalkluges) Buch gelesen habe. Sloan hat damit einen Bestseller gelandet, weil er auf witzige und gescheite Weise die Welt der Technologie mit der der Bücher verbindet.

Clay Jannon, arbeitsloser Web-Designer, landet bei seiner Jobsuche in Mr Penumbras Buchhandlung, die mehr vertikal als horizontal ist und kaum Bücher verkauft. Dennoch ist sie 24 Stunden geöffnet, weil die allerseltsamsten Kunden kommen, um sich Bücher, die in einem vertrackten Code geschrieben sind, auszuleihen. Clay wird instruiert, die Bücher nicht zu lesen, aber seine Neugierde ist größer – und dabei entdeckt er, wer den Grundstein für die Entzifferungsbemühungen gelegt hat. Kurz nach Gutenberg hat der venezianische Buchdrucker Aldus Manutius einen Codex Vitae geschrieben, verschlüsselt wohlgemerkt, und sein Schüler, der Schriftsetzer Gerritszoon, hat den Schlüssel erhalten und weitergegeben – oder auch nicht. Seit damals versuchen Leser/innen den Codex zu entschlüsseln – und Clay stößt damit auf eine Geheimgesellschaft, der auch Penumbra angehört. Die Unbroken Spines sind z. T. sehr rigide, aber gemeinsam mit seinen Freunden Mat (F/X Spezialist), Neel (boob simulation software Millionär) und Kat (PM bei Google data visualization) macht er sich daran, das Geheimnis der Bücher zu enträtseln.
Mehr will ich nicht verraten – nur so viel: Da stoßen zwei Welten aufeinander, und trotz allen Fleißes (Unbroken Spine), trotz aller Technologie (Google etc.) ist es Clays z. T. skurriler Lesenahrung zu verdanken, dass das Rätsel gelöst – und nicht gelöst – wird.
Sloan verleiht dem Roman dabei so viel an möglicher Authentizität, dass man immer wieder versucht ist, Namen zu googeln, obwohl man wissen müsste, die Personen existieren nicht. Sloan lässt die bisherigen Hacker in der Literatur ein bisschen müde aussehen, aber auch William of Baskerville hätte so seine Schwierigkeiten. Gleichzeitig steckt das Buch voll wunderbarer Einzelheiten, z. B. wenn Kat nicht mit der Zeitung umgehen kann. (“Kat bought a New York Times but couldn’t figure out how to operate it, so now she’s fiddling with her phone.”)
Mich hat der Roman ein wenig auch an Brautigan (“The Abortion”) erinnert, eben deswegen, weil er voll wundersamer Details ist und aus überraschenden kleinen Wendungen besteht. Und ich kann nur hoffen, dass wir von Sloan mehr solcher unterhaltsamer Romane mit liebenswerten und interessanten Charakteren erwarten dürfen. Pflichtlektüre für die Sommerferien!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.09.2014
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/mr-penumbras-24-hour-bookstore.html
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