Love and the Incredibly Old Man

Setzen Sie einfach noch einen Einser vor die Seitenzahl, denn Sie werden das Gefühl haben, einen 1000+-Seiten-Roman gelesen zu haben. Nicht nur der kleine Druck, sondern auch die ungeheure Fülle an Ereignissen wird Ihr Gefühl bestätigen.
Irgendwo im Vorbeigehen habe ich das Buch rezensiert gese ...

Setzen Sie einfach noch einen Einser vor die Seitenzahl, denn Sie werden das Gefühl haben, einen 1000+-Seiten-Roman gelesen zu haben. Nicht nur der kleine Druck, sondern auch die ungeheure Fülle an Ereignissen wird Ihr Gefühl bestätigen.

Irgendwo im Vorbeigehen habe ich das Buch rezensiert gesehen – und habe es mir wegen des Titels gekauft. Mittlerweile weiß ich, dass Siegel, Professor of Indian Religions in Hawaii, drei andere Love-Bücher geschrieben hat, die ich auf meine Leseliste setzen werde.

Siegel hat von Roth oder Nabokov gelernt – der Autor tritt auf und schreibt kein Buch, er fixiert nur die Geschichte eines anderen. Der ist diesmal Juan Ponce de Lon, als historische Figur um 1460 in Spanien geboren und (als eher übler Konquistador) 1521 in Kuba begraben.

Der Ponce de Lon dieser Geschichte ist 1465 geboren und bittet nun Siegel zu sich, damit er die Lebensgeschichte des mittlerweile 540-Jährigen aufzeichnet. Juan hat nämlich im heutigen Florida (unweit von St Augustine) den Brunnen, aus dem das Wasser des Lebens fließt, entdeckt; nun aber ist der Brunnen versiegt, und Juan will seine Lebensgeschichte mitteilen.

In elf Kapitel verfolgen wir also seine Erlebnisse, von denen gilt: "It was the best of times, it was the worst of times." Juan wird Zhotee-Eloq-Indianer, Priester, Kaufmann, Plantagenbesitzer, Synagogengründer, Missionsbegründer, Theaterdirektor (ursprünglich ist er Schauspieler), Spitalsdirektor, Museumsdirektor – immer mit dem Hintergedanken, seinen Brunnen zu schützen. Er 'erfindet' Rum, Popcorn, Tabak und Cola; und er kennt drei große Leidenschaften in seinem Leben: Rum, Zigarren, Frauen. Vor allem die Frauen haben es ihm angetan, und so werden wir und Siegel (der sich brav abmüht beim Aufzeichnen) Zeugen von unzähligen Liebschaften und oft sehr detaillierten 'cardar' (ein unübersetzbares Wort)- Szenen. Das ermüdet ein bisschen, aber dennoch liest man das Buch mit großem Vergnügen, weil eine Vielfachgeschichte ausgebreitet wird, die gleichzeitig die wechselnden politischen Ereignisse der Jahrhunderte, wenn auch aus eingeschränkter Sicht, dokumentiert. Im Grunde also lesen wir einen postmodernen Abenteuerroman im historischen Gewand, der mit zahlreichen amourösen Erlebnissen gespickt ist. Klingt ja gar nicht so schlecht, würde ich meinen…

Chicago: The University of Chicago Press 2008

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2008
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/love-and-the-incredibly-old-man.html
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