Lost for Words

Autor ST. AUBYN, Edward

Verlag London: Picador 2014

“Die Nachkommen” von Streeruwitz in Ehren – ein gelungener Roman, eine Abrechnung mit dem Literaturbetrieb.
„Lost for Words“ ist auch eine Satire auf den Literaturbetrieb, aber sie ist eine englische Satire – sprich, leicht, heiter, unterhaltsam, witzig und nicht minder bitterböse.

MP Malcom Craig wird gebeten, den Vorsitz beim diesjährigen Elysian Prize for Literature zu führen: nicht, dass er viel von Literatur verstünde, aber der Preis ist ohnehin fest in chinesisch-industrieller Hand und dient eher dazu, gute Stimmung fürs Unternehmen zu machen als gute Literatur zu ermitteln, auch wenn Oxbridge Academic Vanessa Shaw das erreichen will. Andere ‚judges‘ verfolgen da ganz andere Absichten, etwa Penny Feathers (einst Foreign Office), die ein Verhältnis mit Sir Malcolm hatte und selbst (mithilfe von Wortschatzsoftware) Romane verfasst.
Neben den ‚judges‘ werden die Autorinnen und Autoren vorgeführt, die es auf die Shortlist schaffen. Katherine Burns, sexy und erfolgreich und ausgiebig mit Liebesabenteuern beschäftigt, schafft es nicht, weil der Verlag dummerweise ein indisches Kochbuch statt ihres Romans einreicht. Aber der Rest der Shortlist ist eben auch nicht das, was man unbedingt lesen möchte.
St. Aubyn entfaltet nun ein verwickeltes Intrigenspiel um Preis, Preisträger/innen und Juroren und Jurorinnen, alle verfolgen brav ihre eigenen Interessen, die Literatur bleibt selbstredend auf der Strecke, ein atemberaubendes Finale unterhält bestens, und man lässt – leicht erschöpft ob so viel Witzes – das Buch sinken.
Garniert wird der Roman mit zahlreichen Textstellen aus den Werken, von denen die Rede ist, womit wir noch eine Extraportion Parodien erhalten.
Genießen Sie es!

pp. 261

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2014
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/lost-for-words-1.html
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