In the Kitchen

Natürlich kommt die Küche vor, natürlich kommt Essen vor, aber in Wirklichkeit geht es doch um etwas anderes.

Gabriel Lightfoot ist der ‚executive chef‘ in einer Hotelküche unweit des Piccadilly Circus. Er ist 42 und in der Midlife-Crisis angekommen; im Hotel ist er hauptsächlich mit Verwaltung beschäftigt, die Pläne für ein eigenes Restaurant kommen nicht so recht vom Fleck, für seinen sterbenden Vater findet er nicht wirklich Zeit und mit seiner Freundin Charlie, einer Sängerin, weiß er auch oft genug nichts anzufangen.

Ein Toter im Keller, ein ukrainischer Arbeiter, ist Anlass für Gabe, sich einer Angestellten, Lena, zu nähern; die stammt aus Weißrussland und ist, wie sich später herausstellt, durch einen Menschenhandelring nach England gekommen. Gabe lässt sie bei sich wohnen und entwickelt eine sexuelle Obsession für sie (was Charlie ihre Beziehung beenden lässt). Allmählich gerät Gabes Leben völlig aus den Fugen; er gerät in einen Trupp illegaler Arbeiter, versucht Gutes zu tun und steht am offenen Ende des Romans vor einem Scherbenhaufen – der sich vielleicht kleinweise wieder abtragen lässt.

Ali hat, wie oben ersichtlich, zahlreiche Themen der Gegenwartsgesellschaft verarbeitet, dabei das Hotel-Setting ("part prison, part lunatic asylum, part community hall") als Abbild für eben diese Gegenwartsgesellschaft genommen, in der Ausbeutung und Unsicherheit dominieren. Gabe wandert eher ziellos durch diese bunte Gesellschaft, die traditionellen Haltegriffe (wie noch bei seinem Vater) fehlen, eine Selbstbild fehlt ebenfalls.

All das ist auf über 500 Seiten doch zu gemächlich einerseits, zu höhepunktlos andererseits ausgebreitet. Natürlich ließe sich da viel zum Thema Gesellschaftsroman sagen, aber wer das will, sollte sich eher Alis „Brick Lane“ vornehmen als dieses Buch.

London: Black Swan 2010; pp. 553

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
08.08.2013
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/in-the-kitchen-1.html
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