How To Be Good

Die Protagonistin von Hornbys neuestem Buch ist Katie Carr, 41, GP, die aus einem Impuls heraus ihrem Mann David mitteilt, dass sie sich scheiden lassen will. Damit ist sie, die sich zu den Guten rechnet, plötzlich auf den Weg zu den Bösen, denn immerhin setzt sie ihre Ehe aufs Spiel und macht z ...

Die Protagonistin von Hornbys neuestem Buch ist Katie Carr, 41, GP, die aus einem Impuls heraus ihrem Mann David mitteilt, dass sie sich scheiden lassen will. Damit ist sie, die sich zu den Guten rechnet, plötzlich auf den Weg zu den Bösen, denn immerhin setzt sie ihre Ehe aufs Spiel und macht zwei Kinder, Tom und Molly, zu Scheidungswaisen. Dabei hätte sie durchaus Grund genug, die Scheidung einzureichen. Ihr Ehemann David, der sich vorwiegend um die Kinder kümmert, weil er kaum arbeitet, ist voll Zynismus, Sarkasmus, Übellaunigkeit (er schreibt sogar als "angriest man of Holloway" eine Kolumne) und treibt Katie damit in die Arme eines gewissen Stephen, der ihr aber auch nicht geheuer ist.

Noch schlimmer wird die Situation aber, als David einem Wunderheiler namens GoodNews begegnet; dieser befreit ihn von seinen Rückenschmerzen, er heilt Molly von ihrer Traurigkeit und ihrem Ekzem und er macht David – zu einem guten Menschen. Plötzlich ist er verständnisvoll, rücksichtsvoll, er gibt seine Kolumne auf, lädt GoodNews ein, bei ihnen im schönen Holloway-Haus zu wohnen, und ist fortan damit beschäftigt, wirklich Gutes zu tun. Obdachlose sollen bei ihm und den Nachbarn eine Heimstatt finden, die Kinder sollen sich um Außenseiter kümmern, er und GoodNews wollen erreichen, dass alle das, was über das Grundeinkommen hinausgeht, für gute Zwecke spenden. Es beginnt eine neue Art von Alptraum für Katie: Wie lässt sich mit jemandem leben, der nur Gutes tun will? Noch dazu, wenn man keine Verbündeten (von Tom abgesehen) findet?

Dies führt natürlich zu allen möglichen verzwickten Situationen, die einerseits äußerst unterhaltsam sind, andererseits den Sitcom-Effekt hervorrufen, der einen aufstöhnen lässt: "Bloß jetzt nicht diese Peinlichkeit." Hornby hat dabei zahlreich Gelegenheit, sich über die rechtschaffene Kernfamilie, aber auch über den gehobenen Mittelstand lustig zu machen, und er tut das mit Genuss. Besonders vergnüglich wird es dann, wenn Katies gelungener Sarkasmus an David und GoodNews abprallt – damit sind sie auf einer Stufe mit Barmy Brian, der meint bei den Carrs einziehen zu können, weil er auch ein Recht auf eine Familie hat.

Im Grunde sehen wir uns mit Katies Problem konfrontiert: Wie eine gute Person sein und vielen helfen, wenn man schon mit dem eigenen Lebens so schwer zurecht kommt? ("David, we're barely able to look after ourselves.") Gleichzeitig wird auch in Holloway die Sinnfrage gestellt: "We've both got flat batteries, but we've still got to drive the car somehow," sagt ein etwas geläuterter David gegen Ende des Buches. Wie also eine Ehe retten, ein Leben in Frieden finden? Walther von der Vogelweides "Wie man zer welte sollte leben/deheinen rat kond ich gegeben" wird in einer neuen, unterhaltsamen Variante durchgespielt. Gott sei Dank dringt bei Hornby, trotz aller Konfusion, immer wieder, wenn auch bisweilen mit Biedersinn, durch, dass es doch Mittel und Wege gibt, sich durch dieses Leben zu kämpfen und es dabei auch zu genießen.

 

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
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