Her Fearful Symmetry

Alle, die Niffeneggers Bestseller „The Time Traveler‘s Wife“ gelesen haben, werden sich schlicht und einfach eine gute Geschichte erwarten – und man kann sagen: Die Hoffnung wurde nicht enttäuscht.
Dass die Geschichte überladen ist, bisweilen vorhersehbar, weder der Logik noch dem geforderten ...

Alle, die Niffeneggers Bestseller „The Time Traveler‘s Wife“ gelesen haben, werden sich schlicht und einfach eine gute Geschichte erwarten – und man kann sagen: Die Hoffnung wurde nicht enttäuscht.

Dass die Geschichte überladen ist, bisweilen vorhersehbar, weder der Logik noch dem geforderten Sprachduktus immer standhält, das ist dabei Nebensache, denn immerhin handelt es sich im Grunde genommen um eine Geistergeschichte, und da muss man nicht so genau sein.

Elspeth, die von ihrer großen Wohnung neben dem Highgate Cemetery aus mit antiquarischen Büchern handelt, stirbt in einer sehr gelungene Anfangsszene – und wird zum Geist. Von nun an „spukt“ sie in ihrer Wohnung und hofft, bald mit Robert, ihrem jüngeren Liebhaber, der einen Stock unter ihr wohnt, Kontakt aufnehmen zu können. Ihre Wohnung und ihr nicht unbeträchtliches Vermögen hat sie den Zwillingen Valentina und Julia, den einundzwanzigjährigen Töchtern ihrer Zwillingsschwester Edie, die in Amerika lebt, vermacht. Die Mädchen müssen ein Jahr in der Wohnung leben, dann gehört das Erbe ihnen. Bald wissen wir, dass zwischen Edie und Elspeth ein dunkles Geheimnis besteht, denn die beiden haben einander seit zwei Jahrzehnten nicht gesehen.

Die Zwillinge leben sich (mühsam) ein, Valentina verliebt sich in Robert, Julia in gewisser Weise in Martin, der einen Stock höher wohnt, an OCD (obsessive-compulsive disorder) leidet, seine Wohnung aus Angst nicht verlassen kann und soeben von seiner Frau verlassen wurde.

Bald können Robert und die Zwillinge mit Elspeth Kontakt aufnehmen, Valentina kann sie sogar sehen. Wie mit all dem umgehen? – Das ist ein Problem des Romans. Wie zu einem eigenen Leben finden? – Das ist das andere. Vor allem Valentina möchte endlich ihr eigenes Leben führen, nicht immer nur von Julia dominiert werden. Mehr möchte ich nicht verraten, Sie sollen selber den twists und turns folgen können; das ist durchaus spannend, wenn nur die Zwillinge ein klein wenig initiativer wären. Dass 21-Jährige derart unbedarft herumhängen, nervt schon ein bisschen. Da ist ja Robert, der an einer Arbeit über Highgate Cemetery schreibt, fast ein Energiebündel dagegen. Der interessanteste Charakter aber bleibt Martin, dessen Leben mit OCD wirklich neue Aspekte einbringt und uns immer wieder staunen lässt – obwohl auch für ihn die Lösung ein bisschen abrupt kommt.

Was das Buch aber wirklich wirklich lesenswert macht, ist der eigentliche Protagonist: Highgate Cemetery! Niffenegger hat ein Jahr dort als Führerin gearbeitet, um sich auf diesen Roman vorzubereiten, und sie macht tatsächlich neugierig auf den Friedhof und seine Bewohner/-innen. (Ich selbst war erst zweimal dort und merke plötzlich, wie viel ich dabei versäumt habe.) Kurzum, ein durchaus lesenswerter, unterhaltsamer „romp“ - mit einer exzellenten Draufgabe. (Blake liegt übrigens in Bunhill Fields Cemetery, falls Sie sich wundern…)

London: Jonathan Cape 2009; pp. 390

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2010
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