"I am going to rescue us all from happiness," schreibt der 'Held' des Buches, der Lektor Edwin de Valu, der bei Panderic Selbsthilfe-Bücher und den so genannten slush pile bearbeitet, "I am going to save the world, May...and then I am coming back for you."
Das klingt wie der Stoff, aus dem unsere besten Romanzen, aber "Happiness™" beschert uns keine Romanze, sondern ist eine höchst unterhaltsame, oft genug bitterböse Satire auf unsere Welt, in der uns Abertausende Bücher versprechen, dass wir geliebt, erfolgreich, schön und glücklich sein können, wenn wir nur wollen.
Auf Edwins Schreibtisch landet eines Tages das 1000+ Seiten Manuskript von "What I Learned on the Mountain" von einem gewissen Tupak Soiree; Edwin befördert das Selbsthilfe-Werk umgehend in den Papierkorb, aber als sein gealterter Baby Boomer-Chef Mead von ihm etwas fürs Herbstprogramm verlangt, erinnert er sich in seiner Verzweiflung an das Manuskript, das natürlich verschwunden ist. Nach langem Hin und Her findet es Edwin wieder, lässt es heimlich als Taschenbuch drucken – und hat damit einen Weltbestseller lanciert, der am Schluss die 45-Millionen-Marke erreicht. Das Fatale an dem Buch ist – es wirkt wirklich. Die Menschen hören auf zu rauchen, werden zufrieden und glücklich, frönen keinen Lastern mehr und propagieren unentwegt den Soiree-Slogan "Live, Love, Learn". Als Tupak Soiree auch noch bei Oprah auftritt, ist die Hysterie komplett. Die Welt, wie wir sie kennen, bricht zusammen und eine allgemeine Wohlfühlwelle schwappt über den Menschen zusammen. Selbst May, Edwins Vertraute, zeitweilige Geliebte, sympathische Intellektuelle, verfällt der Glücksmanie. Verzweifelt macht sich Edwin daran, dem Spuk ein Ende zu bereiten; als ungleiche Verbündete findet er seinen widerlichen Chef und einen ehemaligen Selbshilfebuchautor (Dr Ethics), der aus dem Gefängnis entflohen ist. Tupak Soiree entpuppt sich nur als eine Zwischenstation auf dm Weg zum wahren Täter/Autor. Der ist ein Bukowski-Abklatsch und erklärt Edwin seine Sicht der Dinge. Im Endeffekt löst sich manches in Wohlgefallen auf, aber unser Held wird nicht belohnt, es gibt kein Händchenhalten im Abendrot, aber wir Leser/-innen wissen wenigstens, dass es nichts Schlimmeres als den Harmonietod gibt.
Ferguson schrieb ein witziges, anspielungsreiches, geistvolles Buch, das fast ein bisschen ermüdend wirkt, weil es so ein Feuerwerk anzündet; aber da er gleichzeitig Lust aufs Rauchen, Trinken und generelles Die-Sau-Rauslassen macht, sei ihm dies großzügig verziehen. Schade, dass es für die Books-Unit in MYW6 ein bisschen zu schwierig ist, aber wer es später auf seine Leseliste setzen will, tut einen guten Griff mit "Happiness™". Und wer bloß des funkelnden Vergnügens willen lesen will, der wird sich über das Buch noch mehr freuen.