Hangmen

Autor McDONAGH, Martin

Verlag London: faber&faber 2015

Endlich! Nach zwölf Jahren und einigen Filmausflügen gibt es wieder ein Theaterstück von Martin McDonagh, und das Warten hat sich gelohnt.

Wir beginnen mit der Vollstreckung eines Todesurteils im Jahr 1963; zwar ist nicht ganz klar, ob der Angeklagte wirklich schuldig ist, doch das kümmert den Henker, Harry, wenig; er steht im Konkurrenzkampf mit einem anderen Henker, Albert Pierrepoint, und ist an sauberer Arbeit interessiert.

Der Rest des Stücks spielt in Harry Pub im Jahre 1965. Die Todesstrafe ist abgeschafft und Harry ist so etwas wie eine ‚local celebrity‘. (Unvorsichtigerweise gibt er auch ein ausführliches Interview für eine Lokalzeitung.) Inmitten der ‚regulars‘, die, wie es sich für ‚regulars‘ gehört, beschränkt und auf alle möglichen Arten ‚-phob‘ sind, taucht Mooney, ein Fremder aus dem Süden, auf. Der hat nichts Gutes im Sinn, wie wir alsbald erkennen können. Zuerst flirtet er mit Harrys Frau, dann mit der fünfzehnjährigen Tochter. Die verschwindet am nächsten Tag…

Mehr will ich nicht verraten, denn McDonaghs ‚twists‘ tun genau das, was sie sollen – sie kommen unerwartet. Dazu genießt man den schönen Kontrast zwischen (vorgeblicher) Gemütlichkeit und klarer Bösartigkeit. „Hangmen“ ist dabei nicht nur ein Stück über die amikale Dumpfheit der 60er-Jahre, es ist genauso gut ein Stück über die heutige Dumpfheit. Die Kritiker haben Pinter bei der Vorbildsuche bemüht – Joe Orton ist wahrscheinlich mit gleichem Recht zu nennen. Schön britisch und universell zugleich!

pp. 107

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2015
Link
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