GRANTA 86: Film


GRANTA, The Magazine of New Writing, hat sich endlich eines Themas angenommen, das ja schon lange fällig gewesen wäre. Und es wäre nicht GRANTA, gäbe es nicht originelle Zugänge zum Film. Neben den zwei Kurzgeschichten (Tess Hadley und Jim Lewis) finden sich Aufsätze, Reminiszenzen und (Halb)G ...

 

GRANTA, The Magazine of New Writing, hat sich endlich eines Themas angenommen, das ja schon lange fällig gewesen wäre. Und es wäre nicht GRANTA, gäbe es nicht originelle Zugänge zum Film. Neben den zwei Kurzgeschichten (Tess Hadley und Jim Lewis) finden sich Aufsätze, Reminiszenzen und (Halb)Geschichten von unterschiedlicher Länge. Es finden sich aber auch solche Gustostückerl wie Beispiele für "original artwork" bekannter Regisseure (u.a. Kurosawa, Huston, Greenaway, Kitano), die vom Filmkritiker Karl French kommentiert werden. Ein anderer French (nämlich der Filmkritiker Philip, der mit Karl einen exzellenten Band zum Thema Cult Movies vorgelegt hat) taucht im m. E. gelungensten Beitrag, nämlich dem von Andrew O'Hagan, auf; O'Hagan geht mit den Miramax-Filmen hart ins Gericht (besonders Captain Corelli…), gibt aber zu, dabei etwas undifferenziert agiert zu sein.
Das Schöne an diesem Band ist sein Reminiszenz-Charakter. Das beginnt mit Fowles' Tagebuch anlässlich der Verfilmung von "The French Lieutenant's Woman" oder mit Keneallys Bericht, wie er zuerst auf Oskar Schindler gestoßen ist. Da wird von "memorable incidents" erzählt, wie zB bei Maarten 't Hart, wo es um die 13.000 Ratten für Herzogs "Nosferatu" geht; oder bei Gaby Wood, die Lana Turners Schlafzimmer (Schauplatz eines Mordes) besucht. Da geht es um persönliche Vorlieben (Lethem über Cassavetes, Mars-Jones über Stille und Musik, Petit über deutsches Regiekino, Banerjee über Ray), da geht es aber auch oft genug um Kinobesuche, um Atmosphäre, um Erinnerungen an ein Kino, das den heutigen Besucherinnen und Besuchern verwehrt bleibt (etwa bei Ian Jack, Whitehead und Petit). Einen schönen Schlusspunkt setzt schließlich Atom Egoyan mit seiner Vignette über den Pornostar Toubus.
"GRANTA: Film" ist ein schöner Band für unsystematische Besuche in der Welt des Films und in der Welt des Kinos (so wie "Demnächst in diesem Theater"). Kongenial zur hoffentlich unsystematischen, aber regelmäßigen Freude des Kinogehens!

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/granta-86-film.html
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