Eve Green

Die achtjährige Evangeline steht plötzlich als Waise da – ihre erst achtundzwanzigjährige Mutter, mit der sie in Birmingham gelebt hat, ist einem Herzinfarkt erlegen, und Eve findet sich plötzlich auf der Farm ihrer Großeltern in dem kleinen walisischen Ort Cae Tresanit wieder. Eve, eine Außense ...

Die achtjährige Evangeline steht plötzlich als Waise da – ihre erst achtundzwanzigjährige Mutter, mit der sie in Birmingham gelebt hat, ist einem Herzinfarkt erlegen, und Eve findet sich plötzlich auf der Farm ihrer Großeltern in dem kleinen walisischen Ort Cae Tresanit wieder. Eve, eine Außenseiterin, ist aber aus mehreren Gründen glücklich dort: Sie mag ihre Großeltern, sie mag das Leben auf der Farm, sie mag den um 16 Jahre älteren Daniel, der in ihrem Leben noch eine wichtige Rolle spielen wird. Fletcher, die mit ihrem Debut-Roman 2004 den Whitbread Award für einen Erstling gewonnen hat, macht es sich erzähltechnisch nicht so einfach. Eve ist mittlerweile Anfang dreißig und erwartet ihr erstes Kind. In Rückerinnerungen setzt sie mehrere Leben zusammen: ihr eigenes als kleines Mädchen, das mit Hilfe des Ausgestoßenen Billy, eines von der Dorfgemeinschaft Geächteten, versucht zu klären, wer ihr Vater, der mysteriöse K, war. Dabei erfährt sie auch, warum Billy zu ihr hält und der Betreiber des Dorfladens, Mr Phipps, sie so hasst. Gleichzeitig entfaltet sich die Geschichte ihrer Mutter und schließlich und endlich begleiten wir auch die Eve der Gegenwart.

Fletchers Buch ist kunstvoll ohne komplex zu sein, sprachlich äußerst gelungen, voll schöner Sätze, bei denen man nicht weiß, ob sie ins Stammbuch oder in die Schublade gehören ("Fear is the price we pay for love."), es ist aber vor allem voll von der Schwermut und der Trauer, die die Liebe mit sich bringt, angereichert mit den glücklichen Momenten, die sie ebenfalls in sich birgt. Was hier pathetisch klingen mag, ist von Fletcher wunderbar und stimmungsvoll eingefangen, und der häufige Verlust, den liebende Menschen in irgendeiner Form erleiden, wird konterkariert durch einen tatsächlichen Verlust: die zwölfjährige Rosie verschwindet spurlos, und wir erfahren nie, ob sie einem Verbrechen (alles deutet auf einen Dorfbewohner als Täter hin) zum Opfer gefallen oder einfach davon gelaufen ist. Auch Eve lädt dabei Schuld auf sich – und in der Erinnerung wird die dunkle 'coming of age'-Geschichte, die manchmal ein bisschen an Lesley Glaister erinnert, zur Befreiung.

Keine Frage, ein lesenswertes Buch!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.09.2005
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/eve-green.html
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