Dreaming

Dies ist zu Ehren des großen Dramatikers Barnes, dessen "Red Noses" zu den besten Stücken gehört, die ich je gesehen habe, und der im Juli dieses Jahres leider verstorben ist.
Barnes nimmt sich auch in "Dreaming" eines seiner Lieblingsthemen an: So sehr wir auch nach Erlösung, Frieden, Zuneigun ...

Dies ist zu Ehren des großen Dramatikers Barnes, dessen "Red Noses" zu den besten Stücken gehört, die ich je gesehen habe, und der im Juli dieses Jahres leider verstorben ist.


Barnes nimmt sich auch in "Dreaming" eines seiner Lieblingsthemen an: So sehr wir auch nach Erlösung, Frieden, Zuneigung streben - in einer unwirtlichen Welt können wir letztendlich nicht aus der Kälte heimkommen; wir können sie nur durch unseren Tod transzendieren. Dennoch darf uns der Lebensmut nie verlassen - und das Motiv, dass Menschen dem Schicksal trotzen, findet sich in allen Barnes-Stücken, doch ist er Realist genug, die wirklich Mächtigen gewinnen zu lassen.


Captain John Mallory ist kein wirklich Mächtiger, er ist ein geübter Handwerker des Krieges, aber am Ende der Rosenkriege will er dennoch einem Traum folgen und sich mit Susan, der Frau des auf sein Geheiß erschlagenen Beaufort, und einem Haufen Getreuer nach Wales durchschlagen, wo Susans Heimat ist.


Aber so einfach kann man sich nicht von seinem Handwerk verabschieden. Richard, Duke of Gloucester, weiß Mallory zu schätzen, aber Susan muss aus politischen Gründen sterben. Und nun will Mallory, der vergeblich (in einer schönen Sequenz) von der Rückkehr zu seiner Familie geträumt hat, seinen neuen Traum nicht auch noch aufgeben. Erbittert kämpft er darum, erbittert wird er von Richard und seinen Leuten verfolgt - sein Traum lässt sich nicht so einfach verwirklichen.


Wie immer bei Barnes ist das Stück ein Mischung aus Grausamkeit und schrägem Humor; der Richard dieses Stücks hat offensichtlich Shakespeare gelesen und wirft immer wieder ein paar Bildungszitate ein; und die rauen Soldaten haben einen ihnen eigenen Humor. Die politische Botschaft (auch nicht neu für Barnes) bleibt jedoch: In allen Auseinandersetzungen können die Schwachen nur kurzerhand die Oberhand gewinnen; im Endeffekt siegen Grausamkeit und institutionalisierte Macht. "Goodbye Captain, this is what comes of dreaming" sagt Richard, fast zärtlich, zum schneebedeckten Mallory am Ende des Stücks.

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
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