Dept. Of Speculation

Autor OFFILL, Jenny

Verlag London: Granta 2015

Was mich am meisten schreckt, ist, dass ich das Buch fast übersehen hätte, obwohl es von allen Seiten hymnisch gepriesen wurde (Book of the Year für Guardian, Oberver, NYT etc.). Und ich will ein Leser sein!

Es ist ein schmaler Band, der die Geschichte einer sich auflösenden Ehe (eine kleine Tochter) erzählt; langsam weicht das anfängliche Glück dem Betrug, dem Selbstzweifel und dem Zorn; auch die Mutterschaft ist nicht die Erfüllung, denn die Frau wollte immer ein „art monster“ sein, etwas, das Frauen wohl eher verwehrt ist als Männern. So weit, so gut! Aber was die Qualität und die Faszination ausmacht, ist die Art, wie die Geschichte erzählt wird: linear zwar, aber in Vignetten und Fragmenten, so, als ob die zersplitternde Welt als Narrativ fixiert werden müsste. Gleich auf der ersten Seite heißt es da fast programmatisch: „Memories are microscopic. Tiny particles that swarm together and apart. Little people, Edison called them.” Und so begleiten wir die Erzählerin mittels knapper, aber oft unglaublich verblüffender Aphorismen und Vignetten durch ihr Leben, das gerade so viel an Ereignisreichem zu bieten hat wie ein durchschnittlich intellektuelles Dasein. Aber nochmals: Das wirkt durch den Erzählstil so spannend und atemlos, dass es nicht möglich ist, das Buch aus der Hand zu legen.
Trotz Rilke, Sagan etc., im Text als Zitate eingestreut, ist die traurigste Stelle, wo sie die „Playlist“ entdeckt, die ihr Mann für seine Geliebte zusammengestellt hat. Tragödien müssen nicht im Blankvers daherkommen!
Unbedingt lesen!

pp. 177

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.08.2015
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/dept-of-speculation.html
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