Butcher’s Crossing

Autor WILLIAMS, John

Verlag London: Vintage 2014 (1st: 1960)

Noch so ein: Endlich-hab-ich-es-gelesen-Buch! Und ein Wie-gut-dass-ich-es-gelesen-habe-Buch!

„Butcher’s Crossing“ von Willams, der uns im Vorjahr mit dem neu entdeckten „Stoner“ verzaubert hat, ist eine Geschichte, vor der Cormac McCarthy seinen Hut ziehen muss. Denn dort, wo McCarthy manieriert wirkt, da ist Williams sparsam, nüchtern – und doppelt grausam.
Wir schreiben die 1870er in Kansas und Colorado; der Westen ändert sich, die Eisenbahn ist im Anrollen, die Büffel sind am Verschwinden, die ‚Indianer‘ von Bedeutungslosigkeit. In das Kaff Butcher’s Crossing kommt ein naiver junger Mann geritten: Will Andrews hat Harvard verlassen, um hier, im Westen, „his unalterable self" zu finden; er trifft dort auf Miller, einen ‚frontiersman‘ der alten Schule, der von einer riesigen Büffelherde weiß; Will gibt ihm seine Dollar, um eine Expedition auszurüsten, bestehend aus Miller, Will, dem leicht versoffenen Bibelfreund Charley und dem ewig nörgelnden Schneider, der ein Experte im Häuten ist. Mit tausenden Fellen beladen, wollen sie zurückkommen und dann reich sein.
Wind und Wetter, Wind und Wetter, Hitze, Kälte, Verzweiflung – all das begleitet uns unaufhörlich. Und die Verbissenheit der Männer. Und das große Büffelmassaker, etwas, das nicht moralisch kommentiert wird, uns heutzutage aber schaudern macht.
Es wäre kein großartiger Roman, wenn Erfolg und scheitern einander nicht die Waage hielten, und wenn man nicht das Gefühl hätte, hier wird auch eine große Parabel erzählt. Vor allem aber ist „Butcher’s Crossing“ menschliche Narrheit in Sprache gesetzt – vor einer Landschaft, die es zu durchqueren gilt, die alle Unterfangen für närrisch erklärt. Im Bequemen doppelt behaglich zu lesen!

pp. 326

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.09.2015
Link
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