Blindsided
Autor STEPHENS, Simon
Verlag London: Bloomsbury 2014
Der Mann schreibt ja fast schneller als ich lesen kann… Schade, dass ich die Aufführung nicht gesehen habe und mich mit dem Lesen begnügen muss.
Aber das ist es, wie immer, wert.
Stephens‘ neues Stockport Play beginnt 1979 in Reddish, einem Vorort von Stockport. Die siebzehnjährige Cathy, die eine kleine Tochter hat, verliebt sich ganz spontan in John Conolly, der vor ihrem Haus, eigentlich vorm Haus ihrer Mutter, steht und vorgibt, Flugzettel für die Konservativen zu verteilen. John sagt, er sei ein Buchhalterlehrling, ist aber in Wirklichkeit ein Dieb. Gegen den Willen ihrer Mutter liebt ihn Cathy bedingungslos, bis sie draufkommt, dass er sie betrügt. Sie sinnt auf Rache, sie rächt sich – wie, will ich der Spannung wegen nicht verraten.
Im Jahr 1997 treffen wir Cathy wieder – diesmal an der Westküste der Ilse of Man.
Dem sehr klugen Vorwort entnehme ich, dass die Thatcher-Jahre sich im Mutter-Kind –Geschehen spiegeln, dass die Moor Murders aus den Sechzigern über allem schweben; das wäre mir natürlich nicht aufgefallen, der Bezug zur Antike hingegen ist ein bisschen offensichtlicher.
Wie auch immer – was mir an diesem Stück, wie an allen anderen Dramen von Stephens, gefällt, ist die Sprache. Und diese spiegelt auf exzellente Weise wider, was die Qualität seines Theaters ausmacht: „the terrified possibility of acts of random violence“ (so Stephens selbst). Weil wir nie wissen, was nach dem nächsten Satz lauert, lesen wir atemlos weiter.
pp. 103