Backpack

Barr hat für ihren Erstling den W.H. Smith Award bekommen und in der Tat: Aus der Backpacker-Literatur seit Alex Garland sticht ihr Roman mit Sicherheit hervor, denn sie hat die Asien-Reise mit einer spannenden Nebenhandlung verknüpft, deren Ausgang zwar absehbar ist, die dem Buch aber doch eine ...

Barr hat für ihren Erstling den W.H. Smith Award bekommen und in der Tat: Aus der Backpacker-Literatur seit Alex Garland sticht ihr Roman mit Sicherheit hervor, denn sie hat die Asien-Reise mit einer spannenden Nebenhandlung verknüpft, deren Ausgang zwar absehbar ist, die dem Buch aber doch eine romanhafte Struktur verleiht.
Tansy Harris, 27, kündigt nach dem Tode ihrer Mutter, einer lebenslangen Alkoholikerin, ihren Job bei einer Zeitung, sagt Lebwohl zu Liebhaber Tom und neu gefundenem Halbbruder Will und macht sich auf nach Vietnam. Dort fühlt sie sich vollkommen hilflos, weigert sich aber in die Backpacker-Szene einzutauchen. In ihrer Not schließt sie sich einem australischen Pärchen an, das sie nach Laos begleitet, wo es ihr entschieden besser gefällt. Dort trifft sie auch wieder auf Max, dem sie schon in Vietnam kurz begegnet ist. Die Gruppe wächst, wird auch wieder kleiner, Leute tauchen auf und verschwinden wieder. Tansy beginnt ein Verhältnis mit Max, obwohl sie weiß, dass Tom ihretwegen demnächst nach Thailand kommen wird; sie verliert Max deswegen, aber die Wiederbegegnung mit Tom zeigt ihr, wie sehr sie sich verändert hat. Tansy macht sich erneut auf die Suche nach Max, gemeinsam reisen sie nach China und Tibet. Überschattet wird die Reise von einer Serie von Morden an Blondinen, die alle Tansy ähneln. In Tibet findet auch das Rätsel seine Lösung...
Barr hat ihre Hauptfigur mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus, Ironie, ja sogar Misanthropie ausgestattet - und das macht diese durchaus sympathisch. Gleichzeitig lernt Tansy aber auch ihrer Ichbesessenheit Einhalt zu gebieten, sodass wir im Grunde einen Reise- und Entwicklungsroman mit Thriller-Elementen in den Händen halten. Barr vermeidet dabei platt oder belehrend zu wirken, und die temporeich erzählte Geschichte, die immer wieder auch durch E-Mails unterbrochen wird, liest sich außerordentlich gut. Der Roman ist nicht nur jenen, die lange Zugfahrten oder lange Wartezeiten vor sich haben, zu empfehlen, sondern auch jenen, die gemütlich in ihren Lesesesseln sitzen. Und wer neugierig geworden ist, kann sich dann gleich auf Barrs zweiten Roman, "Baggage", stürzen.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
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