All That Follows
Ich bin ja einer diese hartnäckigen Fans von Jim Crace und habe auch alle seine Werke, hübsch signiert, in meinem verglasten Bücherschrank, dem mit den Ehrenplätzen.
Also muss ich „All That Follows“ mögen – und es ist mir auch nicht wirklich schwer gefallen, aber ich kann mir gut vorstellen, da ...
Ich bin ja einer diese hartnäckigen Fans von Jim Crace und habe auch alle seine Werke, hübsch signiert, in meinem verglasten Bücherschrank, dem mit den Ehrenplätzen.
Also muss ich „All That Follows“ mögen – und es ist mir auch nicht wirklich schwer gefallen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass der Crace-Neuling mit einem „Na und?“ reagiert.
„Quarnatine“ und „Being Dead“ waren meines Erachtens schlicht und einfach geniale Romane – „All That Follows“ ist höchst kompetent von einem ausgezeichneten Stilisten geschrieben, es kann als Thriller-Variante oder Lebenskrisenroman (kleinformatig) gelesen werden, aber es sicherlich kein Buch, das einen atemlos macht.
Lennie Lessing, Jazzsaxophonist, wird 50. Und erkennt am Vorabend beim Fernsehen, dass der Geiselnehmer und Terrorist am Bildschirm der ehemalige Freund Maxim Lermontow ist, der stets vom Revolutionswahn besessen war. Damit beginnt Lennies Reise in die Vergangenheit, besonders als die 17 Jahre alte Lucy, Tochter von Maxim und Nadia, sich an ihn wendet. Lennie versucht seine Verwicklung in den Fall vor seiner Frau Francine zu verbergen, was ihm aber nicht gelingt. Er mag zwar ein ganz guter Musiker sein, aber ansonsten war und ist Lennie ein ziemliches Weichei. Schon in den revolutionären Tagen ist er eher dadurch aufgefallen, dass er immer zu spät zur Stelle war, und auch jetzt agiert er eher kopf- und hilflos und stolpert mehr in die Dramatik hinein, als dass er für selbige sorgt.
Crace baut ganz geschickt Spannung auf, präsentiert uns einen guten Charakter, lässt uns aber bis zum Schluss im Zweifel, wie groß der Anteil an heißer Luft bei der ganzen Geschichte ist.
Mag sein, dass der Anti-Thriller der eigentliche Thriller ist (so wie der Antiheimatroman früher die Heimat besonders gut abbildete), aber dennoch wissen wir nicht so recht: Wollten wir Fisch oder Fleisch bestellen? Und was haben wir denn nun wirklich gegessen?
Angeblich ist dies Craces letzter Roman – ich hoffe nicht, denn er ist ein wirklich vielseitiger Romancier, und es täte mir leid, nicht mit einer weiteren Facette überrascht zu werden. Das reicht mir auch schon – denn die großen Würfe (siehe oben) hat er ja sowieso schon geliefert.
London: Picador 2010; pp. 276