Adrian Mole. The Prostrate Years
39 und ¼ - eigentlich zu jung, um Prostatakrebs zu haben, aber Adrian, Verlierer seit seinem 13 ¾ Lebensjahr, schafft es natürlich auch, die Krankheit früher anzuziehen als andere. Wie wir wissen, hängen Lebensumstände und Gesundheit ja zusammen, und so besehen ist es ja fast ein Wunder, dass Ad ...
39 und ¼ - eigentlich zu jung, um Prostatakrebs zu haben, aber Adrian, Verlierer seit seinem 13 ¾ Lebensjahr, schafft es natürlich auch, die Krankheit früher anzuziehen als andere. Wie wir wissen, hängen Lebensumstände und Gesundheit ja zusammen, und so besehen ist es ja fast ein Wunder, dass Adrian noch am Leben ist.
Er lebt nun mit Frau Daisy und Kind Gracie in Dorf Mangold Parva (sic!) in Leicestershire, und zwar neben seinen Eltern, die zwei Schweineställe in Wohneinheiten haben konvertieren lassen. Adrian arbeitet in einer Buchhandlung mit Antiquariat, die sich kaum über Wasser halten kann und die auch im Verlauf des Buches zugesperrt wird. Seine Eltern schrecken vor keinen Peinlichkeiten zurück, sein Frau findet immer mehr am dummen, aber charmanten Landjunker Gefallen, nichts will gelingen, die einzigen Lichtblicke für Adrian sind eigentlich nur die paar Leute, die mit der Bücherwelt verbunden sind – und Pandora, die ab und zu einen großartigen Kurzauftritt beisteuert.
Bei der Mole-Serie geht es schon lange nicht mehr um Adrians Schicksal (oder das der uns vertrauten Charaktere), sondern Townsend entwirft auf ihre Weise eine ‚comdie humaine‘. Zusehends zeichnen ihre Bücher ein Sittenbild Englands, diesmal von Juni 2007 bis Mai 2008. Gordon Brown kriegt das Land nicht in den Griff, Adrians Sohn Glenn, der in Afghanistan ist, weiß eigentlich nicht, warum, und Adrians Bruder Brett, ein erfolgreicher Spekulant, steht plötzlich vor den Trümmern seiner Existenz, weil die Finanzblase platzt. Und all das soll man ohne ‚local pub‘ und ‚fags‘ aushalten?
Kurzum, wer einen Blick auf die jüngste Vergangenheit werfen, dabei außerordentlich unterhalten werden und eine Portion Zivilisationskritik mitnehmen will, der wird, so wie ich, das Buch mit Vergnügen lesen und sich durch nichts (also auch keine Korrekturarbeiten u. dgl.) abhalten lassen.
London: Michael Joseph 2009; pp. 405