Adrian Mole and the Weapons of Mass Destruction
Adrian Mole ist 34 ¾ - und wir begleiten ihn vom Oktober 2002 bis zum Juli 2004; eine ereignisreiche Zeit nicht nur deswegen, weil Adrian in zahlreiche Krisen schlittert, sondern weil auch Tony Blair seine Schwierigkeiten damit hat, dem Land den Glauben an die Massenvernichtungswaffen zu ...
Adrian Mole ist 34 ¾ - und wir begleiten ihn vom Oktober 2002 bis zum Juli 2004; eine ereignisreiche Zeit nicht nur deswegen, weil Adrian in zahlreiche Krisen schlittert, sondern weil auch Tony Blair seine Schwierigkeiten damit hat, dem Land den Glauben an die Massenvernichtungswaffen zu verkaufen.
Adrian ist natürlich noch immer voller Ängste. Er arbeitet nun in einer Buchhandlung in Leicester, verdient wenig, gibt aber umso mehr aus. Gegen Ende des Buches ist er in einer fast hoffnungslosen Schuldenfalle. Daher muss er auch aus seinem Apartment am Rat Wharf (eine herrliche Satire auf die Wharf-Wohnungen in allen möglichen Städten) ausziehen, die er um teures Geld gekauft hat – ohne zu wissen, dass die Wände hauchdünn sind, die Ratten tatsächlich auch dort wohnen und die Schwäne (vor allem der von Adrian Gielgud getaufte Oberschwan) die eigentlichen Herrscher des Areals sind.
Adrian, der ja schon zwei Kinder hat (der achtzehnjährige Glenn ist im Irak-Krieg, der jüngere, William, in Afrika), beginnt eine Beziehung mit der Öko-Newagelerin Marigold, die irgendwann behauptet, von ihm schwanger zu sein. Adrian beginnt nun einen leidvollen Weg zwischen Rücksichtnahme und Ablehnung. Die Situation wird durch zahlreiche Ereignisse nicht leichter: Er verliebt sich in Marigolds Schwester Daisy, seine zukünftigen Schwiegereltern sind der wahre Horror, seine Eltern ziehen in einen Wohnwagen im Niemandsland, der Schriebklub, den er leitet, dümpelt vor sich hin, die Schulden wachsen täglich, seine Briefe an Zelebritäten und Behörden erleichtern ihm das Leben auch nicht, Pandora bleibt unerreichbar (sie hat Polit-Karriere gemacht, tritt aber als Irak-Krieg-Gegnerin auf), seine Schreibkarriere ist am Nullpunkt – und Älterwerden und Angst tragen zur weiteren Verunsicherung bei.
Nach den "Cappuchino Years" ist dieser Band der wohl gelungenste der Serie, weil er eine unterhaltsame Geschichtslektion ist, ein unterhaltsames Psychogramm und eine herrliche (Über)Zeichnung menschlicher Eigenheiten und Schrullen. Townsend macht sich auf elegante Weise über Institutionen lustig, zeigt den Niedergang der Alltagsversorgung (Post, Spital, Gemeindeinstitutionen aller Art), der sich mit Aufgeblasenheit und "Korrektheit" verbindet, fängt den täglichen "Überlebenskampf" ein, kontrastiert ihn mit den echten der Jungsoldaten – und schafft es damit ein differenziertes, im Grunde oft niederschmetterndes, dennoch fast ausnahmslos unterhaltsames Buch zu schreiben.
Adrian, im Grunde ein 'loser', hat im Endeffekt doch immer ein paar Fäden, an denen er sich festhalten kann und ist letztendlich, obwohl er die Verliererstraße entlanggeht, immer noch so weit von einer mehr oder weniger wohlwollenden Gemeinschaft aufgefangen, der er auf seine skurrile Art reichlich zurückgibt. (Skurrile Charaktere gibt es in diesem Band übrigens genug.) Hoffen wir, dass Townsend sich diese Meisterschaft noch für ein paar Folgejahre in Adrians Leben bewahrt. Stoff genug scheint es zu geben.