A Visit from the Goon Squad

Was für eine Freude, dieses Buch nicht verpasst zu haben!!! Eigentlich lese ich ja immer wieder preisgekrönte Bücher (dieses hat den Pulitzer 2011 gewonnen), aber selbst da schaffe ich bei weitem nicht alles, was ich lesen sollte. Sei’s drum – dieses ist mir nicht entgangen, und das freut mich e ...

Was für eine Freude, dieses Buch nicht verpasst zu haben!!! Eigentlich lese ich ja immer wieder preisgekrönte Bücher (dieses hat den Pulitzer 2011 gewonnen), aber selbst da schaffe ich bei weitem nicht alles, was ich lesen sollte. Sei’s drum – dieses ist mir nicht entgangen, und das freut mich eben doppelt. Zum einen, weil es einfach ein gut geschriebener, elegant verknüpfter Roman ist, der sich einerseits Marcel Proust, andererseits den ‘Sopranos’ verpflichtet fühlt, zum andern, weil er auch (maßvoll) experimentell ist und vom üblichen Strudelteig ein wenig abweicht, etwa dadurch, dass ein ganzes Kapitel in Form von PowerPoint-Folien geschrieben ist.

Wir lernen eine Handvoll Charaktere kennen, die von den Siebzigern zu den Neunzigern ihr Leben (nicht) meistern, die auf wundersame Weise miteinander verwoben sind, die manchmal fest dahinschreiten, dann wieder taumeln.

Da ist etwa Lou, Musikproduzent und ‘womanizer’, mit seinen Kindern unterwegs; da ist Bennie, ebenfalls Musikproduzent, bei dem viele Fäden zusammenlaufen. Und da ist Sasha, für mich der schönste Charakter des Buches: Wir lernen sie als Kleptomanin kennen und finden sie 20 Jahre später als überbesorgte Mutter wieder. Dazwischen liegen unglaublich viele Ereignisse, dazwischen finden sich auch unglaublich viele Charaktere mit eigenwilligen, witzigen, traurigen Episoden – eine Vielfalt von Stimmen, die einen eigentümlichen Chor ergeben. Und als am Ende des Romans Alex, der neue Assistent von Bennie, bei dem Sasha einst gearbeitet hat, sich an eine Begegnung mit Sasha erinnert und von Sehnsucht gepackt wird, schließt sich ein Kreis – zahlreiche neue könnten wieder eröffnet werden.

Das ist das Bestrickende an diesem Roman – dass das Epsiodenhafte sich mühelos zum Gesamtbild vereint, dass Wehmut und Sehnsucht, Trauer und Freude, Vergehen und Werden, Brüche und Verbindungen ein Bild menschlichen Strebens ergeben. “Time is a goon”, sagt einer der Charaktere; mag sein – doch niemand lässt sich so leicht von diesem ‘goon’ unterkriegen, sodass der Roman seine Leser/innen eigentlich hochgestimmt entlässt.

Unbedingt lesen!! Ich habe mir selbstredend gleich ein weiteres Buch von Egan bestellt…

London: Corsair 2011; pp. 351

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.09.2011
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/a-visit-from-the-goon-squad.html
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