A Thousand Splendid Suns

Nach seinem Megaseller "The Kite Runner" war Hosseini gezwungen, einen weiteren Erfolg nachzulegen. Das versucht er auch sehr redlich in diesem Roman, der uns durch ein paar Jahrzehnte afghanischer Geschichte führt.
Der erste Teil ist vor allem Mariam, der unehelichen Tochter eines vermögenden ...

Nach seinem Megaseller "The Kite Runner" war Hosseini gezwungen, einen weiteren Erfolg nachzulegen. Das versucht er auch sehr redlich in diesem Roman, der uns durch ein paar Jahrzehnte afghanischer Geschichte führt.

Der erste Teil ist vor allem Mariam, der unehelichen Tochter eines vermögenden Mannes in Herat, gewidmet. Als aber Mariam eines Tages bei ihm aufgenommen werden will, erhängt sich ihre Mutter, und die anderen Frauen von Mariams Vater verheiraten die Fünfzehnjährige an einen etwa dreißig Jahre älteren Mann, einen Schuhmacher namens Rasheed, nach Kabul. Mariams Schicksal ist natürlich schrecklich: vergewaltigt, gedemütigt, geschlagen.

Dann lernen wir das Mädchen Laila kennen; sie wohnt in derselben Straße wie Mariam, und wir erleben mittlerweile Kabul in den 80er-Jahren unter kommunistischer Herrschaft. Laila und ihre Eltern glauben an die Zukunft, auch wenn politisch wenig dafür spricht; Laila ist Tariq, einem Nachbarsjungen, herzlich zugetan. Als dieser abreist, schläft sie mit ihm und wird prompt schwanger. Bevor sie selbst mit ihren Eltern fortreisen kann, werden diese von einer Bombe getötet, Laila landet im Haus von Rasheed und Mariam. Bald macht Rasheed das Mädchen zu seiner Zweitfrau. Düstere Jahre folgen, bis sich alles auf privater und politischer Ebene entlädt: Die Taliban übernehmen die Macht, und Laila und Mariam wollen sich nicht mehr alles von Rasheed gefallen lassen. Dennoch: Das Buch endet mit einem Hoffnungsschimmer.

Das sind natürlich aufregende Schicksale für die eurozentristischen Leser/innen. Da schwingt immer der alte Karl-May-Blick auf das Exotische mit; aber gleichzeitig ist es mühselig stets von den alten Mustern lesen zu müssen: dass Allah zwar groß und gütig ist, dass die Frauen aber in die Burkas verfrachtet werden und die Männer sich als patriarchalische Idioten gebärden. Ich für meinen Teil finde das schon mühselig genug und würde auch keine Grautöne brauchen, in denen gar die Taliban noch ihr Scherflein Verständnis abbekommen. Das Problem mit derlei Romanen ist: Irgendwann lassen einen all diese traditionsverbrämten Schicksale kalt, weil sie schon Groschenroman-Qualitäten bekommen: So furchtbar die Schicksale der Menschen auch sind, so papieren wirken sie nach einiger Zeit zwischen den zwei Buchdeckeln. War der "Kite Runner" noch ein überraschendes Melodram, so ist "A Thousand Splendid Suns" schon ein – gewiss gut zubereiteter – Aufguss. Hosseini sucht besser nach neuen Geschichten, die es noch zu erzählen gilt.

London: Bloomsbury 2007

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
02.07.2007
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