A Summer of Drowning

Was ich von diesem Roman auf jeden Fall mitgenommen habe – ich fahre diesen Sommer nach Tromsø. Es muss ja nicht so ein still-einsames Haus wie das auf dem Cover sein, aber was ich gelesen habe, klingt faszinierend genug.

Dabei weiß ich bei Burnside nie, was ich genau gelesen habe, weil man sich in seinen Beschreibungen und Wahrnehmungen verliert. Die Landschaft um Kvaløya, wo die Ich-Erzählerin Liv mit ihrer Mutter lebt, scheint da noch am realsten. Liv erzählt in Erinnerung, als sie 18 war und mit ihrer Mutter, einer Künstlerin, die die Einsamkeit liebte, zurückgezogen lebte.

Eine Freundschaft verbindet sie mit einem alten Mann, der ihr von der ‚huldra‘, einer dämonischen Figur der nordischen Mythologie, erzählt. Als zwei Jungen kurz nacheinander ertrinken, bringt Liv die Ereignisse mit der ‚huldra‘ in Verbindung. Ein Fremder kommt an, Martin Crosbie. Liv hält ihn für eine verwandte Seele, für einen von „God’s spies“, wie sie selbst einer ist. Eines Tages stöbert sie in seiner ‚hytte‘, schaltet den Computer ein und findet 200 Fotos von jungen Mädchen. Crosbie scheint pädophil zu sein, enttäuscht löscht Liv alle Bilder.

Crosbie freundet sich mit Maia an, die auch mit den beiden ertrunkenen Jungen befreundet gewesen war. Für Liv nimmt Maia immer mehr die Züge der ‚huldra‘ an – wunderschön, aber vielleicht tödlich. Noch eine Person soll in diesem Sommer ertrinken, noch eine verschwinden. Und wir wissen nicht wirklich, was Liv, die Spionin, alles wahrnimmt. (Eine Reise nach England zu ihrem sterbenden Vater bringt auch wenig Erhellung.) Sie selbst ist sich auch ein Jahrzehnt später nicht sicher, “trying to make sense of what happened, going over the details in my mind and attempting to put it all into one convincing narrative, but no matter what I did, nothing made any sense”.

Was bleibt, ist ein seltsames, leicht verstörendes Buch, angesiedelt in einer ambivalenten Landschaft – geographisch und seelisch; wär’s ein Film, wäre er von David Lynch. So aber passt „A Summer of Drowning“ gut zu Burnsides „Glister“.

London: Vintage 2012, pp. 328

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
02.07.2013
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/a-summer-of-drowning.html
Kostenpflichtig
nein