A Spot of Bother

Natürlich vergleichen alle das Buch mit Haddons 'runaway bestseller' "The Curious Incident of the Dog in the Night-Time", und es stimmt: "A Spot of Bother" kann mit der (sprachlichen) Originalität des "Curious Incident…" nicht mithalten. So scheint die Theorie, dass dieser Roman eigentlich der f ...

Natürlich vergleichen alle das Buch mit Haddons 'runaway bestseller' "The Curious Incident of the Dog in the Night-Time", und es stimmt: "A Spot of Bother" kann mit der (sprachlichen) Originalität des "Curious Incident…" nicht mithalten. So scheint die Theorie, dass dieser Roman eigentlich der frühere ist (zumal ein paar Stellen 'Alter' signalisieren), nicht ganz von der Hand zu weisen.

Aber das herauszufinden, sei künftigen SeminararbeitschreiberInnen vorbehalten. Wichtig ist, dass auch dieser Roman lesenswert ist!

Das Dysfunktionale eint ja beide Bücher, nur ist es diesmal von der vertrauten Art, im Grunde auf die Familie bezogen (die ja heutzutage vorwiegend dysfunktional ist, heißt es).

George und Jean leben in Peterborough; George ist vor kurzem in Pension gegangen, was Jean etwas irritiert. Erstens ist es nicht einfach, plötzlich jemanden die ganze Zeit über zu Hause zu haben, und zweitens belastet es Jeans Affäre mit David, einem ehemaligen Arbeitskollegen von George. Doch George hat sowieso seine eigenen Probleme, denn seine geordnete Welt beginnt sich auf andere Art aufzulösen. Eine Wundfläche, vom Doktor als Ekzem diagnostiziert, lässt in George den fixen Gedanken entstehen, dass er an Krebs leidet und demnächst sterben müsste. Ungeheure Panik und Desorientiertheit machen nicht nur seinen Alltag, sondern auch den seiner Mitmenschen fast unerträglich. Dabei soll in Kürze die Hochzeit seiner Tochter Katie mit Ray stattfinden; Ray, den sie nicht wirklich liebt, der ihr aber ein Gefühl der Sicherheit gibt, Ray, der eigentlich nicht in diese Familie passt; das findet auch Jamie, Katies homosexueller Bruder, der gerade von seinem Freund Tony verlassen wird.

Das klingt alles ein bisschen nach 'soap opera', das mag es auch sein, aber Haddon versteht es, gerade durch die Abwesenheit des Spektakulären einen faszinierenden und spannenden Roman zu schreiben, weil die Verrückung, die Entgleisung, die George zu schaffen macht, wirklich glaubhaft dargestellt wird. Die Szene etwa, wo George meint, das Ekzem selbst entfernen zu müssen, tut beim Lesen so weh, dass es fast schon wieder erstaunlich ist, wie jemand das erzählerisch hinkriegen kann. Die anderen Probleme – Hochzeit, schwule Lebensgemeinschaft, Ehekrise, Flüchten oder Standhalten und dergleichen – mögen wir zur Genüge kennen, sie fügen sich aber im Roman hübsch ineinander und tragen zu einem fein konzipierten Gesamtbild zusammen. "I've been having a spot of bother recently" (210) merkt George zu all dem an und bringt damit – im typischen Understatement – die Sache auf den Punkt. Denn trotz aller Wirrnisse kann man sich im Leben nicht endlos mit ihnen aufhalten – Haddon erspart uns daher erfreulicherweise das Lebenslügen-Palaver, das wir schon allzu oft gehört haben, sondern setzt eben ein englisches "must get on with it" auf die Ereignisse drauf. Keine schlechte Lektion für eine "novel of manners."

London: Jonathan Cape 2006

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.03.2007
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/a-spot-of-bother.html
Kostenpflichtig
nein