A Patchwork Planet

Dieser 1998 erschienene, vorläufig letzte Roman Tylers ist von einigen Kritikern als der bisher beste ihrer vierzehn Romane bezeichnet worden. Und in der Tat hat die Autorin hier all das, was sie als Erzählerin auszeichnet - psychologische Schärfe, Blick fürs Detail, Sinn f&u ...

Dieser 1998 erschienene, vorläufig letzte Roman Tylers ist von einigen Kritikern als der bisher beste ihrer vierzehn Romane bezeichnet worden. Und in der Tat hat die Autorin hier all das, was sie als Erzählerin auszeichnet - psychologische Schärfe, Blick fürs Detail, Sinn für Witz und Ironie, Entdeckung des "gentle drama of the everyday" (TLS) - zu einem nahezu perfekten Cocktail gemixt, den man am liebsten gleich in einem Zug austrinken möchte.

Reizvoll ist dabei auch die gewählte Erzählperspektive: Die Hauptfigur, Barnaby Gaitlin, das schwarze Schaf einer angesehenen, wirtschaftlich erfolgreichen Familie aus Baltimore, erzählt seine Geschichte selbst. Und er tut dies ohne jedes sentimentale Pathos. Nach knapp zweijähriger Ehe von seiner Frau Natalie mitsamt der gemeinsamen Tochter Opal verlassen und aus dem schwiegerelterlichen Heim vertrieben, lebt er nun als Untermieter in mehr als tristen Verhältnissen und kommt finanziell gerade über die Runden. Der eben dreißig Gewordene blickt auf eine recht unrühmliche Vergangenheit - Kleinkriminalität, Besserungsanstalt, Abbruch der Collegeausbildung - zurück. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich als Hilfskraft für "Rent-a-Back", ein Unternehmen, das Serviceleistungen für alte und behinderte Menschen anbietet.

So entrümpelt er vornehmlich für alte Damen Dachböden, schmückt Christbäume, erledigt deren Einkauf, nimmt kleinere Reparaturen im Haus vor und beweist dabei Geschick und Einfühlungsvermögen im Umgang mit der nicht immer ganz einfachen Klientel. Gelegentlich verrichtet er den ein oder anderen Job für besonders Bedürftige auch gratis. Anerkennung von außen bekommt er wenig, schon gar nicht von seiner Familie, die ausschließlich am wirtschaftlichen Erfolg interessiert ist. Aber das scheint ihn ganz und gar nicht zu stören, er wirkt erstaunlich ausgeglichen und zufrieden.

Das durchaus Schätzenswerte an seiner Arbeit - und an seinem Charakter - erkennt erst Sophia, eine durch und durch solide Bankangestellte Mitte dreißig, die er unter höchst originellen Umständen kennen und lieben lernt. Sophia ist eine Frau, die stets weiß, was zu tun ist und wie man sich entsprechend verhält. Im Nu gewinnt sie die Sympathie von Barnabys Familenangehörigen, scheint sie doch beinahe perfekt zu sein. Vielleicht letzten Endes zu perfekt für Barnaby?

Eine spannend und witzig erzählte Geschichte - vergnüglich vom Anfang bis zum Ende, vom geschickten Erzähleinstieg bis zum sorgfältig geplanten Ende!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/a-patchwork-planet.html
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