A Long Way Down

Am Schluss des Buches blicken die vier Stimmen des Romans von Topper's Building auf The London Eye, und einer fragt, ob sich das Ding tatsächlich bewegt. Der letzte Satz resümiert: "It didn't look as though it was moving, but it must have been, I suppose." Er resümiert auch die Geschichte der vi ...

Am Schluss des Buches blicken die vier Stimmen des Romans von Topper's Building auf The London Eye, und einer fragt, ob sich das Ding tatsächlich bewegt. Der letzte Satz resümiert: "It didn't look as though it was moving, but it must have been, I suppose." Er resümiert auch die Geschichte der vier, die vor einem halben Jahr versucht haben sich umzubringen und durch Zufall so etwas wie eine Selbsthilfegruppe gebildet haben. Diese Gruppe besteht aus: Martin, dem einst erfolgreichen Fernsehpräsentator, der im Gefängnis war, weil er Sex mit einer Fünfzehnjährigen hatte; Maureen, brav und katholisch, die ihren 18-jährigen schwerst behinderten Sohn pflegt; Jess, Politikertochter, zugedröhnt, schimpfend, nervig und gerade unglücklich verliebt; und dem jungen Amerikaner JJ, der Band und Liebe verlor.

In einer Serie von abwechselnd präsentierten Monologen lernen wir die Lebensgeschichten kennen, erfahren wir mehr über Hintergründe, Ängste, Zorn, Lebensentwürfe. Sie verlängern ihre Leben, treffen sich immer wieder, machen gemeinsam eine Publicity-Phase und (vorwiegend von Jess inszenierte) Neustart-Versuche durch, scheitern aber immer wieder, bis sich kleine, momentane Lösungen abzeichnen – und wieder wird das Leben ein bisschen verlängert. Wie beim London Eye kann man nicht sagen, ob wirklich etwas in Bewegung geraten ist – doch da alle Vier noch leben, wird wohl was dran sein.

Hornbys neuer Roman hat einen ganz interessanten Ausgangspunkt und plätschert dann einigermaßen wohlgefällig dahin. Vieles ist nicht ganz neu, greift auf alte Versatzstücke zur Frage, warum man in diesem Leben bleiben soll, zurück, stellt jedoch den Tod nicht als bequemen Ausweg dar. Die Szene, in der tatsächlich ein Selbstmord stattfindet, zählt daher auch zu den beklemmendsten. Ansonsten ist die Stimme von Jess einigermaßen originell, weil sie relativ wenig von den üblichen Hornby-Stimmen an sich hat. Jess hält sich an keine Regeln, versinkt auch nicht im Selbstmitleid, sieht ihr Schicksal nicht vor einem Lebenspanorama wie Martin, hat keine Ziele – ist aber permanent auf einem limitierten und diffusen Selbsterfahrungs-Trip.

Hornby hat ein bequem zu lesendes Buch geschrieben, das trotz der Selbstmordthematik nicht aufwühlt, ein paar gute "riffs" hat, wie der "Guardian" meinte, uns aber nicht ein erstklassiges Konzert liefert. Man geht nach Hause mit dem Gefühl, man hat, um beim Vergleich zu bleiben, schon bessere Bands gehört, aber besser als Fernsehen war es noch allemal – insgesamt eigentlich ganz okay.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
08.08.2005
Link
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