A Child's Book of True Crime
Hoopers Erstling ist viel besprochen und ambitioniert - das erste sei ihr vergönnt, das zweite sei uns nicht ganz so sehr vergönnt. Kein Zweifel, das ist eine interessante Geschichte, die Hooper in ihrem Buch, das auf Tasmanien spielt, erzählt, aber ob sie wirklich in der Vielschi ...
Hoopers Erstling ist viel besprochen und ambitioniert - das erste sei ihr vergönnt, das zweite sei uns nicht ganz so sehr vergönnt. Kein Zweifel, das ist eine interessante Geschichte, die Hooper in ihrem Buch, das auf Tasmanien spielt, erzählt, aber ob sie wirklich in der Vielschichtigkeit angelegt werden musste, sei dahingestellt.
Die 23-jährige Volksschullehrerin Kate Byrne hat ein Verhältnis mit dem Vater ihres talentiertesten Schülers, dem neunjährigen Lucien. Die Ehefrau Veronica hat gerade einen Bestseller geschrieben, "Murder at Black Swan Point". Darin wird die Geschichte des Tierarztes Graeme Harvey, der mit seiner jungen Angestellten Ellie ein Verhältnis hat, erzählt. Als Harveys Frau Margot dahinterkommt, dreht sie durch, ermordet auf grausame Weise Ellie und begeht Selbstmord; es gibt bei dem Kriminalfall einige Ungereimtheiten und wir erfahren letztlich nicht eindeutig, ob die Dinge sich auch so zugetragen haben. Für Kate beginnen sich die Ereignisse des Black Swan Point-Mordes und ihr eigenes Verhältnis allmählich zu spiegeln, zugleich muss sie feststellen, dass Lucien immer seltsamere, gewaltstrotzende Zeichnungen anfertigt - weil er von der Arbeit der Mutter oder vom Verhältnis des Vaters zu viel mitbekommt, ist nicht klar. Kate beginnt, sich eine Kinderbuchversion des Mordes auszudenken, der in der australischen Tierwelt spielt, verfällt aber dadurch noch mehr ihrer eigenen Obsession mit dem Mordfall und merkt lange nicht, wie sehr sich ihre eigene Wirklichkeit aufzulösen beginnt. Offen bleibt, ob sie zu einer geordneten Wirklichkeit zurückfinden wird, nachdem sie sich selbst in aller Öffentlichkeit mehrfach unmöglich gemacht hat.
Hooper versteht gewiss zu erzählen, alle Erzählstränge für sich sind gelungen durchkomponiert, spannend aufbereitet, vermitteln mit sparsamen Strichen die Ereignisse in geballter Form. Die meiste Faszination gehört dem eigentlichen Mordfall, aber auch die Kinderbuchversion entwickelt eine mitreißende Eigendynamik. Im Vergleich dazu bleibt der Charakter Kates, bleibt die wirkliche Welt etwas zurück. Hinzu kommt, dass immer wieder spürbar wird, dass Hooper sich noch einen Parallelismus, noch eine Wendung, noch eine Überraschung ausgedacht hat, und das wirkt im Endeffekt doch ein bisschen zu bemüht und reißbretthaft. Aber für einen Erstling ist es ein wirklich lesenswertes Buch, das noch dazu durch die Imitation alter (Jugendbuch)Cover sehr hübsch anzusehen ist.