A Brief History of Seven Killings

Autor JAMES, Marlon

Verlag New York: Riverhead Books 2014

Schon als die Booker Longlist veröffentlicht wurde, habe ich mir in weiser Voraussicht eine signierte Erstausgabe gekauft, denn ein Jamaikaner auf der Liste ist ja eine preisverdächtige Ausnahme.

Nun hat James also tatsächlich den Man Booker 2015 gewonnen, und ich muss gleich sagen – auch wenn das Buch in etwa so umfangreich wie Flanagans Siegesbuch im letzten Jahr und auch etwa so viel gepriesen ist, der Vergleich macht mich zugunsten Flanagans sicher. Ich habe mich einfach in James‘ zu vielen Stimmen im Roman verloren. (Allein das Personenverzeichnis macht fast vier Seiten aus.) Was mich beruhigt: So erging es offensichtlich zahlreichen Leserinnen und Lesern.
Im Grunde wird von einem Attentat auf The Singer (Bob Marley) erzählt, der 1976 tatsächlich tödlich verletzt wurde. Eingebettet war das Attentat in eine bizarre, fast absurde Auseinandersetzung im Drogengang-Bereich und die alltägliche Gewalt in Jamaika, insbesondere in Kingstown. Die Spirale von Armut und Gewalt ist zum Großteil in Copenhagen City (so nennt James sein Ghetto) angesiedelt, und eine kakophone Mischung aus nationalen und internationalen Stimmen (klar, dass die CIA mit von der Partie ist) entführt uns in eine andere Welt, die vom lokalen zum internationalen Verbrechen führt. Man kann sich aussuchen, welche Stimme einem am sympathischsten ist (mir: Nina Burgess), man muss aber das Buch nicht sympathisch finden.
Ich wage zu behaupten – viel mehr Menschen werden den Roman kaufen, als sie ihn tatsächlich lesen werden; es ist nämlich anstrengende Lektüre, nicht so sehr wegen der vielfältigen Sprache, sondern wegen der Turbulenz der Ereignisse und der vielen Stimmen im Kopf.

pp. 686

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2015
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/a-brief-history-of-seven-killings.html
Kostenpflichtig
nein