Your Blue-Eyed Boy

Gleich vorweg eine Warnung! "Your Blue-Eyed Boy" ist eine unglaublich spannende, äußerst geschickt konzipierte Geschichte, die den Leser/die Leserin von der ersten Seite an so sehr in ihren Bann zieht, dass es fast unmöglich ist, das Buch nicht gleich bis zur letzten Seite zu lesen. Also beginne ...

Gleich vorweg eine Warnung! "Your Blue-Eyed Boy" ist eine unglaublich spannende, äußerst geschickt konzipierte Geschichte, die den Leser/die Leserin von der ersten Seite an so sehr in ihren Bann zieht, dass es fast unmöglich ist, das Buch nicht gleich bis zur letzten Seite zu lesen. Also beginnen Sie das Buch nur, wenn Sie nichts Dringlicheres zu tun haben!

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die 38-jährige Ich-Erzählerin Simone, Mutter zweier Buben im Volksschulalter, verheiratet mit einem mittlerweile arbeitslosen Architekten – und bis über beide Ohren verschuldet. Um schneller zu Geld zu kommen, gibt sie ihre Londoner Anwaltskanzlei auf und nimmt den überaus arbeitsintensiven und enervierenden, jedoch sehr gut bezahlten Job einer Bezirksrichterin an. Sie zieht in ein altes, feuchtes, reparaturbedürftiges Haus auf dem Land, in eine Gegend, die ihr von den Ferienlagern ihrer Kindheit her wohlvertraut ist. Ihr Mann kümmert sich um die Kinder, erledigt Reparaturarbeiten, sammelt Holz – und steht in ständigem Kontakt mit seiner Bank. Noch während die Familie mühsam versucht, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen – das drohende Damoklesschwert des Totalbankrotts stets über sich – trifft ein Brief aus New York ein.
Michael, den Simone vor 20 Jahren im Zuge eines Ferialjobs in den Staaten kennen lernte und mit dem sie damals eine sehr intensive, in mancherlei Hinsicht auch etwas fragwürdige Beziehung hatte, meldet sich zurück. Mit in dem Briefkuvert befinden sich ein paar eindeutige Fotos, von denen es laut Michael noch einige mehr gibt. Simone reagiert zunächst mit Panik, sieht ihren Ruf als Richterin bedroht, fürchtet um ihre beiden Söhne, zieht jedoch ihren Mann nicht ins Vertrauen. Für sie ist diese Geschichte absolute Vergangenheit, die nichts mehr mit ihrem jetzigen Leben zu tun hat.

Das ändert sich aber, als plötzlich bei einem ihrer morgendlichen Spaziergänge am Meer Michael vor ihr steht, der sie und ihr Haus schon seit geraumer Zeit beobachtet hat. Er hat sich in den 20 Jahren sehr verändert, hat inzwischen Jahre in einer psychiatrischen Anstalt verbracht (nicht zuletzt um mit seinen traumatischen Kriegseindrücken aus Vietnam, die ihn schon zur Zeit ihrer Beziehung quälten, fertig zu werden). Er liebt sie noch immer und will sie in sein Leben zurückholen. Und auch in Simone werden – ganz gegen ihren Willen – sehr starke Erinnerungen wach und sie merkt, wie sehr die damaligen Erfahrungen noch immer Teil von ihr sind.

Die Geschichte nimmt ihren Lauf – und endet unerwartet, dramatisch, tragisch und offen zugleich...

Das Faszinierende an dem Roman, Dunmores viertem, liegt in der Tatsache begründet, dass in die fortlaufend erzählte Geschichte, die sich eigentlich über einen recht kurzen Zeitraum erstreckt, immer wieder geschickt Teile aus Simones Vergangenheit eingearbeitet werden – da ein Tupfer, dort ein Pinselstrich – bis zuletzt ein äußerst komplexes Bild von ihr und ihrem Leben entsteht.
Eindrucksvoll sind zudem die atmosphärische Dichte mancher Erzählpassagen, die gelungenen Naturbeschreibungen und die lebensechten, detailgetreu geschilderten Szenen aus dem Gerichtssaal.

Wirklich lesenswert!

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/your-blue-eyed-boy.html
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