Wrack

"Die Landkarten von Dieppe aus dem 16. Jahrhundert zeigen den Kontinent Java la Grande, der dann ziemlich rasch von den Weltkarten verschwindet. Der Archäologe David Norfolk ist davon überzeugt, in den Dünen von New South Wales (Australien), ein portugiesisches Schiff finden zu können; dieser Se ...

"Die Landkarten von Dieppe aus dem 16. Jahrhundert zeigen den Kontinent Java la Grande, der dann ziemlich rasch von den Weltkarten verschwindet. Der Archäologe David Norfolk ist davon überzeugt, in den Dünen von New South Wales (Australien), ein portugiesisches Schiff finden zu können; dieser Sensationsfund würde die Geschichte Australiens neu schreiben.
David und sein Team stoßen bei ihren Grabungen auf eine Leiche, die etwa seit 50 Jahren verscharrt im Sande lag. Weitere Nachforschungen führen David auf die Spur eines Sterbenden, Kurt Seligmann, der bereits in den 30er-Jahren mit seinem Freund, dem Archäologen Fraser, nach eben jenem Schiff grub. David bittet seine ehemalige Geliebte Claire, ein Ärztin, ihm bei Kurts Betreuung zu helfen, denn er meint, in seiner gewohnten Umgebung würde Kurt sein Wissen um das Schiff preisgeben.
Es bahnt sich eine lange Erzählung des Sterbenden um eine archäologische Obsession, um Freundschaft, Liebe und Verrat an. Die berufliche Obsession wird begleitet von Kurts leidenschaftlicher Liebe zu Veronica, die unglücklicherweise Frasers Frau geworden ist. Das Wrack wird allmählich zur Metapher für das individuelle und das menschliche Scheitern; es hat nicht nur das Leben früherer Generationen dominiert, es beginnt auch Davids und Claires Existenz bedrohlich zu überschatten. Letztendlich kann es natürlich nur Objekt der Sehnsucht (und der Zerstörung) bleiben.

Bradleys Erstling ist eine gekonnte Mischung aus persönlichen und beruflichen Sehnsüchten, mit denen seine Charaktere ausgestattet sind. Das Bild des Wracks, die Bilder des Reisens (immer wieder sind historische Passagen eingeschoben) verdichten sich zu einem Panoptikum der Masken des Begehrens, die sowohl für diese Geschichte wie auch für die Geschichte der Menschheit typisch sind. Erzählt wird davon in einem verhaltenen, aber durchaus fesselnden Ton; nur manchmal macht sich Unbehagen breit - wenn es gar zu philosophisch oder bedeutsam klingen soll; oder wenn ganz leise der Verdacht aufkommt, das könnte auch einen hübschen Hollywood-Film abgeben. Aber vielleicht ist es der viele Sand, der ab und zu an "The English Patient" denken lässt ... "

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
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https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/wrack.html
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