Wild Houses

Autor BARRETT, Colin

Verlag London: Jonathan Cape 2024

Es ist das Wochenende des Lachs-Festivals in Ballina, County Mayo, einer Gegend, wo jede/r jede/n kennt. Da tauchen in Devs abgelegenem Haus seine Cousins, die Kleinkriminellen Gabe and Sketch Ferdia, auf.

Im Schlepptau haben sie Doll English (17); er ist die Geisel, die seinen Bruder Cillian dazu zwingen soll, seine Drogenkurier-Schulden zu begleichen. Inzwischen macht sich Dolls Freundin, Waisenkind Nicky, Sorgen, weil Doll nicht aufzufinden ist.

Wie sich die Geschichte entwickelt, wie sie (vorläufig) ausgeht, das ist Inhalt des ersten Romans, den der erfolgreiche Kurzgeschichten-Autor Barrett geschrieben hat. Und es nicht so sehr die Geschichte, die hier fasziniert, die Gemeinheit und Hilflosigkeit, Gewalt und Passivität erfolgreich verbindet, sondern die fast lakonische Art, in der sie erzählt wird. Alle Figuren sind in ihrer begrenzten Welt fest verwurzelt, sie bewegen sich fast mechanisch darin, auch wenn Nicky die Absicht hat, diese Gegend hinter sich zu lassen. Barrett ist ein Wort- und Satzdrechsler, und er wird auch vielfach dafür gelobt; dabei liest sich der Roman „alltäglich“, etwa so wie bei Sally Rooney. Diese Alltäglichkeit mit all ihren Spannungen zeigt sich am besten bei Nicky, die eine eigenständige Person werden will, noch mehr aber bei Dev, einer unglücklichen und ungeschlachten Person, die in ihrer Passivität immer verlorener wirkt. Selbst in der Schule waren die ‚bullies‘ seiner überdrüssig geworden. Die Geiselnahme bringt ihn an seine Grenzen.

„Wild Houses“ ist erneut ein schönes Beispiel dafür, wie stark die irische Gegenwartsliteratur ist.

pp. 255 (Gegenwartsliteratur)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.04.2024
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/wild-houses.html
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