Whereabouts

Autor LAHIRI, Jhumpa

Verlag New York: Alfred A. Knopf 2021

Mit großem Vergnügen habe ich vor mehr als 20 Jahren Lahiris „The Interpreter of Maladies“ gelesen, mit ebenso großem Vergnügen diesen von ihr 2018 auf Italienisch verfassten Roman, den sie nun selbst ins Englische übertragen hat.

In zahlreichen Vignetten folgen wir einer namenlosen Frau in einer namenlosen Stadt; wir können erschließen, dass sie an einer Universität unterrichtet und in ihren Mittvierzigern ist, dass sie alleine wohnt, zwar einen Freundeskreis, aber insgesamt wenig enge Kontakte hat. Die Stadt erinnert bisweilen an Rom, aber dafür gibt es keine Garantie, und das ist auch nicht wichtig.

Handlung gibt es eigentlich keine, die Erzählerin berichtet von zufälligen Treffen, Einkäufen, einer Tagung; davon, wie sie im Hotel, bei der Kosmetik, beim Ticket-Schalter ist etc. etc. Das Bestechende ist: Das ist eigentlich immer spannend, und man folgt neugierig dem eher ereignislosen bzw. durchschnittlichen Leben, das dennoch voller Idiosynkrasien ist. Als schlichter Leser bleibt bei mir der Eindruck zurück: Was für eine komplizierte Frau! Kleinigkeiten verärgern sie, sie kann dies und das nicht ausstehen, man kann sie sich lebhaft vorstellen, wie ihr Schweigen einen inneren Ärger verbirgt. Leicht kann man etwas Falsches sagen, leicht kann man aber auch ihre Sympathie gewinnen, etwa dadurch, dass man sie nicht anredet, aber ihr zunickt. Auch die Affäre, die am Rande lauert, verheißt keine Leidenschaft.

Lahiri schreibt von dieser Frau in einer knappen, eher gehobenen Sprache, sie setzt feine Pinselstriche und hinterlässt ein großartiges Porträt. Pflichtlektüre!

pp. 157

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.08.2021
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/whereabouts.html
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